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Ich hab einfach mal im wahrsten Sinne Appetit auf was Neues. Wie wär’s mit “News-Happen” – kulinarische Kurzinfos aus der Hauptstadt?!
+++ La Mano Verde dicht +++
Das schlägt vielen Veganern auf den Magen: Das “La Mano Verde” am Kudamm war das erste vegane Fine-Dining Restaurant Berlins und bis heute im hart umkämpften Veganer-Markt eines der besten. Jetzt hat es leise dicht gemacht.
Das Fachportal für Hotellerie und Gastronomie AHGZ schreibt:
Nach sieben Jahren hat Jean-Christian Jury hat sein veganes Gourmetrestaurant La Mano Verde geschlossen. Das Lokal in der Uhlandstraße nahe des Berliner Kurfürstendamms hatte am Samstag zum letzten Mal geöffnet.
Auf der Webseite weist auf den ersten Blick nichts darauf hin. Ich probiere mal, online einen Gutschein über 100 Euro zu bestellen – der Auftrag geht sogar raus. Erst, wenn man versucht, online zu reservieren, kommt der Hinweis, dass das Restaurant schließt: “Wir bewegen unserem Restaurant zu einem neuen Standort.”
Wie die “Berliner Morgenpost” schreibt, liege der neue Standort, den Inhaber Jean-Christian Jury meint, nicht in Berlin. Sondern in Amerika!
Auf veganen Seiten auf Facebook gibt es nun enttäuschte, aber auch verärgerte Fans, die noch im Mai Gutscheine gekauft haben. Bisher bekamen sie noch keine Antwort auf Mails – und folglich auch kein Geld zurück.
+++ InterConti-Chef geht +++
Erst verabschiedete sich InterConti-Urgestein Thomas Kammeier nach 19 Jahren aus dem Sternerestaurant HUGOS. Er kocht jetzt im EUREF-Campus, einem riesigen Forschungquartier in Berlin, das Unternehmen aus den Bereichen Energie, Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Mobilität beherbergt.
Nun nimmt auch der General Manager des InterContinental, Robert P. Herr, seinen Abschied.
Das Haus teilt mit:
Nach 5 Jahren Tätigkeit in Berlin geht er nun als Area General Manager für das Phoenica und Le Vendome InterContinental nach Beirut.
Robert P. Herr ist seit 1993 für die InterContinental Hotels Group (IHG) tätig. Während seiner Karriere durchlief er mehrere Positionen in operativen Abteilungen in Hamburg, Paris, Leipzig, New York, Wien und Prag und verantwortete ab 2003 als General Manager das Crowne Plaza
Hamburg. Dann wurde er General Manager sowohl in der pre- opening als auch in der Eröffnungsphase des InterContinental Düsseldorf, gefolgt von Ernennungen in Prag und in unserem Flaggschiff in Berlin, wo er 2010 das Ruder übernahm.
Die Nachfolge von Robert P. Herr tritt Aernoud De Jong an. Er ist derzeit General Manager im Crowne Plaza Amsterdam.
+++ Wein-Probiertag im Schmelzwerk +++
Getränke Hoffmann veranstaltet am 4. September den 1. Wein-Probiertag im Schmelzwerk in den historischen Sarotti-Höfen (Kreuzberg).
Es gibt 100 Weine zu probieren: aus Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich, Übersee. Mehr als 20 Winzer sind von 15 bis 22 Uhr vor Ort, stellen ihre Weine selbst vor. Spitzenkoch Markus Herbricht serviert dazu Street Food.
Es gibt:
● Singapur Chicken, Ingwer-Reis, Frühlingslauch, Soja-Koriandersud
● Muh Daeng vom Brandenburger Bioschwein, Karottenstampf, Shiitake Pilze, Sternanisjus
● Puffer von der Spätsommerkartoffel (3 Variationen)
● Natursauerteigbrot von der Kreuzberger Hausbäckerei (3 Variationen)
● Blechkuchen von der Streuobstwiese mit Butter-Vanillestreusel oder lauwarmer Sarotti Schokoladenkuchen auf Beerenragout und Buttermilchschaum
Karten gibt es für 17 Euro (inkl. 5 Euro-Essens-Gutschein) bei Getränke Hoffmann und für 19,50 Euro bei Eventim.
Ein Mann wie Gunnar Tietz hat bestimmt keine Tränen in den Augen, wenn er sich verabschiedet. Das muss einfach Wein gewesen sein, der die Augen rötet. Ja, Wein, was sonst?!
17 Jahre war er im “Hotel Palace” am Zoo. Eine lange, sehr lange Zeit.
Doch als Küchenchef Matthias Diether, mit dem er “gerade mal” fünf Jahre im “first floor” zusammen gearbeitet hat, den Arm um ihn legt und ihm bescheint, dass man sich “nur zweimal in dieser ganzen Zeit angebrüllt” habe bei der Arbeit, übermannt es ihn. “Wir hatten sensationelle fünf Jahre”, sagt Diether und Tietz kämpft gegen diesen aufsteigenden Wein in den Augen.
“Die Tränen kommen nun doch”, beginnt Gunnar Tietz und alle 140 Gäste applaudieren dieser charmanten Überleitung. “Ich möchte mich bedanken für 17 Jahre Vertrauen und lange Leine.” Bis ans andere Ende der Welt habe man ihn reisen lassen, um neue Weine – die besten Weine – zu finden.
So baute er bis heute die Weinkarte auf 1500 Positionen aus, erklärt Hotelmanager Michael Frenzel anerkennend und charakterisiert:
“Der Wein treibt ihn an, er ist sein Motor für das Neue und das Besondere. Gunnar Tietz sieht und sah die Weinkarte als nie fertig oder abgeschlossen an. Denn er wusste, dass es immer noch einen oder DEN! Wein zu finden gibt.”
Doch: “Fangen wir von vorne an”, sagt Frenzel und berichtet, wie Tietz Jahrzehnte lang Leistungssportler war: “Betonen möchte ich, dass eine oder andere Glas Wein in der Jugend war nicht Schuld, dass er den Leistungssport aufgab”, so Frenzel. “Gunnar Tietz ist ein Genussmensch, der seine Rolle als Gastgeber lebt und liebt. Seine Liebe zum Wein entdeckte er während seiner Ausbildung zum Restaurantfachmann von 1990 – 1993 bei Peter Frühsammer. Dort wurde er gefördert und gefordert.”
Am 2. Juni 1998 fing Gunnar Tietz im Hotel Palace Berlin an. Erst als stellvertretender Maitre, ab 2002 als Chef Sommelier im „first floor“. “Im Laufe der Jahre erhielt Gunnar Tietz für seine Arbeit unglaublich viele Preise, Anerkennungen und Würdigungen”, berichtet Michael Frenzel. 2011 erfolgte der Ritterschlag durch den Gault Millau mit dem Titel ‘Sommelier des Jahres’“.
Gunnar Tietz selbst fasst all dies in einem herrlich einfachen Satz zusammen:
“Ich bin jeden Tag mit Freude zur Arbeit geradelt”.
Die “Arbeit”, also die Partner, Kunden und Kollegen, könnten nun auch gern zu ihm kommen. “Wir müssen jetzt auch mal den privaten Weinkeller ein bisschen abtrinken”, lädt der Sommelier ein.
In eigener Sache: Vorsicht, Gunnar, ich nehme dich beim Wort!
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Mehr Zeit für die Familie will er nun haben. “Das hat er zumindest gesagt”, sagt seine Frau lachend zu mir. Sie kennt ihren Mann, den ewigen Gastgeber, nur allzu gut. Und gibt ihm einen Kuss.
Wie berichtet, wechselt Gunnar Tietz nun zu Otto Gourmet. Am 1. Oktober startet Berlins Top-Sommelier. Offenbar auch in Berlin, der neuen Hauptstadt-Repräsentanz von Otto Gourmet, die weiter ausgebaut wird. Denn Tietz verspricht, weiter in der Stadt präsent zu sein.
Es ist Gunnar Tietz’ offiziell letzter Tag als “Sommi” im Palace. “Wir fahren noch eine Woche nach Sylt”, bevor er neu durchstarte, erzählt er mir. Details über seinen neuen Job dürfe er aber noch nicht verraten.
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Zu Gunnar Tietz’ Abschieds-Lunch-Party im Palace sind nicht nur Kollegen und Journalisten aus Berlin gekommen, auch Winzer aus allen Ecken Deutschlands (darunter Wittmann, Bickel-Stumpf, Heger, die zur GG-Präsentation in Berlin waren).
Und ein Koch, über den sich Tietz besonders freute: Denn Sven Elverfeld (3 Sterne, aus dem “Aqua” in Wolfsburg) ist trotz Erkältung (“ich habe mich bei meinem Junior angesteckt”) extra aus Wolfsburg angereist.
Köche-Power (v.l.): Monty Aguiló (Cinco), Matthias Diether (first floor), Sven Elverfeld (Aqua), Florian Glauert (Duke), Andreas Rehberger (Cinco). Foto: Sylvia Jost
Je später der Mittag, umso schöner die Gäste: Als die meisten schon gegangen waren, um ihr Tagwerk zu beenden, kam noch Boris Häbel, Restaurantleiter des “Lorenz Adlon Esszimmer”.
Da waren einige der Big Bottles, die Gunnar und sein Team ausgeschenkt hatten, schon ausgetrunken…
…die Wagyue-Burger aufgefuttert…
…der übermäßig leckere Rindereintopf zur Hälfte geleert…
…und die süßen Häppchen in dem ein oder anderem Schlemmermäulchen verschwunden.
Geblieben sind die Unterschriften eines jeden Gastes auf dieser Weintrauben-Leinwand:
Und ein Geschenk, das (ausnahmsweise) keinen Wein enthielt: Matthias Diether schenkte seinem Sommelier ein Trikot eines “so mal richtigen Vereins”. Der schwäbisch-berlinsche Küchenchef ist Fan der Mannheimer Adler.
Tietz zieht das Trikot seiner Definitiv-Nicht-Lieblings-Mannschaft aber natürlich sportlich an. Und erklärt sogleich: “Wehe, das postet einer auf Facebook!”
Kein Problem, dann veröffentliche ich es nur hier, lieber Gunnar. Alles Gute – und auf bald!
NACHTRAG VOM 11. SEPTEMBER:
Heute machte es “Otto Gourmet” offiziell, teilt in einer Pressemitteilung mit: Gunnar Tietz wird Fleischbotschafter:
“Satte 25 Jahre Erfahrungsschatz in der Berliner Sternegastronomie und eine große Leidenschaft für Kochen & Weine bringt der Spitzensommelier Gunnar Tietz mit, wenn er ab dem 1. Oktober bei OTTO GOURMET, Deutschlands Pionier für gutes Fleisch, seine neue Stelle als Fleischbotschafter antreten wird.
Der vom Gault Millau im Jahre 2011 als „Sommelier des Jahres“ ausgezeichnete Tietz ist für mehrere Projekte von dem Heinsberger Fleischunternehmen unter Vertrag genommen worden. Zum einen soll er den strategischen Ausbau des Standortes Berlin für OTTO GOURMET vorantreiben und Privat- wie Gastronomiekunden in Berlin aktiv betreuen.
Zum anderen wird er eine tragende Rolle als Moderator der OTTO GOURMET-eigenen Perfect Meat Academies spielen und in diesen dem gewachsenen Interesse der Endkunden nach dem Pairing von Wein und Fleisch Rechnung tragen. Auch im Bereich der weinaffinen Kooperationen wird Gunnar Tietz eine tragende Rolle spielen.
Als OTTO GOURMET Fleischbotschafter wird Gunnar Tietz zudem einerseits extern auf diversen kulinarischen Events & Messen Präsenz zeigen, als auch andererseits intern für die Schulung und Weiterbildung der OTTO GOURMET – Mitarbeiter im Hinblick auf das Thema Weinwissen verantwortlich sein.
Laut Geschäftsführer Wolfgang Otto will OTTO GOURMET, das in diesem Jahr 10-jähriges Firmenjubiläum feiert, seine Aktivitäten als Botschafter für gutes Fleisch weiter ausbauen: „Die geballte Genusskompetenz und das Know-How von Gunnar Tietz wird in unserem Unternehmen für innovative Ideen sorgen und Impulse setzen, um unser Kerngeschäft „Genuss“ erfolgreich weiter zu entwickeln.“
Hätten Sie gleich auf den ersten Blick erraten, was sich in diesem Glas befindet? Vielleicht nicht mal beim ersten Schnuppern…
Dabei käme wohl keiner auf die Idee, am Bier zu schnuppern, wenn es sich – wie gewohnt – im Bierkrug, in der Tulpe oder in der Flasche befindet. Doch DIESE Biere gehören ins Weinglas. Und das schwenkt und beschnuppert der Genießer ja für gewöhnlich.
In den USA und Übersee schon seit Jahren in aller Munde, setzten sich die handwerklich gebrauten Biere, genannt “Craft Beer”, langsam in deutschen Restaurants und Bars durch.
Vor fünf Jahren hatte ich zum ersten Mal dieses Gebräu im Glas, das so verführerisch nach Litschi, Orange, Aprikose duftete, intensiver als so mancher Gewürztraminer. Das war bei einer Verkostung in einem großen Kaufhaus – und das Unternehmen “BraufactuM” braufrisch auf dem Markt. “Progusta” heißt das India Pale Ale, das mich fürs Thema Bier euphorisierte!
Als ich nun vom Craft Beer Dinner im “Hotel am Steinplatz” hörte, bei dem auch “Progusta” ins Weinglas kommen sollte, war ich also sofort dabei! Und im Kreise von 38 Genuss-Bier-Liebhabern.
Die nackte Wahrheit…
...kam schon mit dem ersten Schluck in den Geschmacksknopsen an: “Infinium” heißt das Bier aus der Champagner-Flasche, eine Gemeinschaftsprojekt von Weihenstephan aus Bayern und Samuel Adams aus den USA.
Die Herren von der Bar, Christian Gentemann und Danny Sowart, schenkten diesen prickelnden Charmebolzen (10 Volumenprozent) zu einer knackigen Eisbein-Praline ein.
Gern, nur allzu gern hätte ich davon noch mehr verdrückt (obwohl ich Eisbein überhaupt nicht mag, doch dies ist das Beste des Mageren, fein gezupft). Doch es warteten noch sieben weitere Gänge…
Durch den Abend führte moderierend Bierjournalist Peter Eichhorn – und erklärend vier Brauer aus Deutschland, deren Biere den Abend bestimmen sollten: Oliver Wesseloh (Foto) von der Kehrwieder Kreativbrauerei aus Hamburg machte den Anfang und sein “Prototyp” zur Vorspeise (Wildkräuter, Holunder, Schafsjoghurt) eine gute Figur.
2012 schweißte er sich aus alten Milchtanks die erste, eigene Brauanlage zusammen. Sein “Prototyp” wurde auch zum Prototypen eines neuen Bierstils in Deutschland: ein starkes, kalt gehopftes Lager. Sieben Wochen wird es auf tschechischem und amerikanischen Aromahopfen gelagert und entwickelt statt Bitterstoffen eine herrliche Fruchtigkeit: Maracuja, Litschi, Holunderblüte…
Mit dem dritten Gang, konfierte Forelle, Räuchergemüsesud und Kürbis…
…kommt mein geliebtes “Progusta” daher. Die Fruchtigkeit des Kürbis trifft auf eine wahre Fruchtexplosion im Glas. Im Weinglas.
“Diesem Mann haben wir zu verdanken, dass wir heute aus Weingläsern Bier trinken”, kündigt der Moderator den Chef von BraufaktuM aus Frankfurt/Main an.
Marc Rauschmann brachte vor 5 Jahren deutschen Hallertaler Hopfen mit seiner floral, kräutrigen Note und amerikanischen Citra-Hopfen mit seiner frisch-fruchtigen Dominanz zusammen in den Tank. “Durch die Kalthopfung bleiben die ganzen Aromen im Bier”, erklärt er, während an meinem Gaumen Pfirsisch, Aprikose, Zitrus, Orange und Holunderblüte auf- und abhüpfen.
Dass NOCH mehr Frucht geht, beweist Alexander Himburg vom Braukunstkeller aus Michelstadt im Odenwald mit seinem “Amarsi”.
Und… huch, das ist ja ganz warm!
Das muss so, beschwichtigt der Braumeister. “Erst bei Zimmertemperatur kommen die Aromen von Orange und Mango heraus.”
“Leider” so stark, dass das Bier sein Gericht fruchtbombig erschlägt: Scholle, Rote Zwiebel und Grüne Sauce haben dem “Amarsi” kaum etwas entgegen zu setzen.
Dafür punktet Küchenchef Marcus Zimmer mit dem nächsten Gang auf voller Länge: Dem “Moll” setzt er Schweinebauch am Erbsenpüree und Brombeere gegenüber.
Warum das so gut passt? Weil es sich beim “Moll” um ein Rauch- und Sauerbier handelt, eigentlich eine alte Berliner Biersorte, die die Kehrwiederbrauerei und der Braukunstkeller gemeinsam neu entdeckt haben.
Ich verkoste das Bier zuerst eigenständig. Brrrr, nicht wirklich mein Geschmack. Säuerlich und rauchig, so wie im 17. Jahrhundert viele Biere waren, da sie nicht haltbar gemacht wurden. Doch mit dem Gericht dazu, verschwindet die dominante Säure, erfrischt perfekt den Schweinebauch und vollführt mit den frischen Beeren auf meiner Zunge Freudentänze.
Bei Gang Nr. 6 vermeldet mein Magen mittlerweile hohe Auslastung.
Doch da stehen schon zwei Biere in harmonischer Konkurrenz zueinander auf dem Tisch: das “Flower Power” von Thorsten Schoppe vom Berliner “Schoppe Bräu” und das “Brale” von BraufactuM. Das Berliner Getränk kommt mit 4,8 % Alc und mit buntem 70er Etikett als leichteres “Frauenbier” daher, während das Brown Ale im englischen Stil karamellig und stärker wirkt, obwohl es auch “nur” 4,8 Prozent hat.
Dieser Bierstil, so Rauschmann, habe auch den Namen „the dog“. Denn: “Wenn der Mann sagte ‘Ich geh noch mal mit dem Hund, Schatz’, dann landete er meist im Pub.” Und wer keinen Hund hatte, der kannte jemanden, der einen Hund hat, mit dem man nochmal rausgehen müsse…
Zu beiden Bieren ganz gängig: Entenbrust und Leber mit Haselnussbrioche und Langpfeffer.
Dann mein absoluter Favorit: Der Küchenchef tischt Eis von Blauschimmelkäse mit Birne auf!
Wie die schmelzende Kühle die sonst herbe Aromatik des Käse abfedert! Wie sich sich der Whisky-Rauch-Malz des Barley Wine “You can leave your hat on” von der Hamburger Kehrwieder Brauerei das Käse-Eis umschmeichelt! “Kann ich einen Nachschlag zum Einpacken für morgen zum Frühstück haben?”, frage ich scherzhaft.
Vielleicht liegt es auch am hohen Alkoholgehalt des Bieres, der mich auf solche Ideen bringt. 10+ Volumenprozent habe das Gebräu, sagt Oliver Wesseloh. Drum habe man es auch in eine 0,75 Liter Flasche gefüllt .
Bitte was? “Der allgemeine Biertrinker teilt sein Bier ja nicht”, weiß der Braumeister. “0,33 l trinkt man selbstverständlich allein und meist auch die 0,5 l-Flasche. Doch diese große 0,75 Liter-Flasche soll klar machen: Die ist zum Teilen da.”
Der Name übrigens soll eine Hommage an Joe Cocker sein.
“Er war ja den Gerstengetränken mit hohem Alkoholgehalt sehr zugetan”, so der Brauer mit einem Augenzwinkern. “Just an dem Tag, an dem Joe Cocker gestorben ist, haben wir dieses Bier kreiert.”
Im Endspurt zeigt das Craft Beer, was es noch so alles kann: nämlich ganz sweet sein. Küchenchef Marcus Zimmer serviert Schoko- und Kaffeepralinen auf Salzkaramell …
…und zwar zu Thorsten Schoppes “Black flag”.
Wie er auf dieses stark karamellige, süffige, pechschwarze Bier kam, erzählt er in einer kurzen Anekdote: “Ich hab schon immer gern Guinnes getrunken, ein Bier wie eine Cremespeise. Doch hinten raus ist das ganz schön dünne. Wir haben nun ein Bier mit 9 % Alc gemacht – da hat sich das Problem mit dem ‘Dünne-Sein’ von selbst erledigt.”
Heißen sollte es “Black Pirat”, doch dummerweise gab’s den Namen schon. Da brachte ihn sein fünfjähriger Sohn, Braumeister in spe, doch vorerst noch Piratenfan, auf die Idee: “Black flag”.
Danach konnte ich jedoch nur noch die weiße Flagge hissen: Magen wegen Überfüllung geschlossen.
Informationen:
“Restaurant & Bar am Steinplatz” im “Hotel am Steinplatz”, Steinplatz 4, Berlin-Charlottenburg, Tel. 030-5544440
“Was habt ihr denn da? Ist da noch was driiiin???”
Die Frage meiner Kollegin Cathrin Brandes beschreibt den Abend in der “Cordobar”, wie ich es treffender nicht könnte: Egal, was ins Glas kam – es war einfach “geiler Stoff”! Und: Jede Flasche war verdammt schnell alle.
Schluck!
Ja, genau. “Wir sollen aufhören, weniger zu trinken” ist das Motto von Paul Truszkowski, Julia Klüber und Christian Schärmer, die etwas ganz Neues gemacht haben: ein cooles Weinmagazin.
“Schluck – das anstößige Weinmagazin” heißt es und warum, zeigt schon der Titel.
Vor etwa 2 Jahren, über dem einen oder anderen Schluck, kam Paul und Christian die Idee: “Nenn’ mir mal ein wirklich cooles Weinmagazin!” – “Kann ich nicht, gibt’s nicht.”
“So haben wir einfach eines gemacht”, sagt Paul.
“Einfach” heißt: Rechnen und kalkulieren, Sponsoren suchen, Autoren und Fotografen finden, die genau so verrückt sind wie die drei Herausgeber, denn: “Budget ist keins da.” Nebenbei zu ihren Jobs als Weinvermarkter, -Blogger, -Eventveranstalter und Layoutdesigner sind die drei durch die Weingegenden gereist, haben Layouts entworfen, Seiten gebaut, Ideen erst auf den Böden so mancher Magnumflasche gefunden.
Und einen Coup gelandet: “Wir konnten das Enfant terrible, Manfred Klimek, als Chefredakteur gewinnen!” Klimek, einst “Stern”-Fotograf, “Captain Kork”-Kolumnist, ein herrlich verrückter, cooler Kerl, der mit Wein statt Muttermilch groß geworden sein muss.
Dass der Boss auf der Release-Party auch nur kurz auf einen Schluck vorbeischaut, war mir so klar wie stahliger Rheingau-Riesling nach der Filtration.
Dafür drängten sich mehr als 100 Leute in der kleinen “Cordobar” in der Hamburger Straße…
…darunter Winzer wie Matthias Knebel, Spitzenkoch Thomas Kammeier, der “Wurstsack” Hendrik Haase…
…Schauspieler Thomas Heinze (li.)…
… und Wolfgang Otto von “Otto Gourmet” (ja, genau der, der Top-Sommelier Gunnar Tietz aus dem “first floor” abgeworben hat).
Küchenchef Lukas Graz und Wolfgang Otto, der das gute Fleisch für die Party mitbrachte. Foto: Eventpress/Sascha Radke
Was Tietz genau bei “Otto Gourmet” machen soll, frage ich nach. “Das weiß ich auch noch nicht so genau”, sagt Wolfgang Otto lachend. “Das überlasse ich Gunnars Kreativität als Kommunikator und Netzwerker. Er wird als Fleischbotschafter für uns tätig sein.” Die Otto-Brüder wollen ihren Standort Berlin stärker ausbauen, mit Events, Präsentationen etc.
Doch zurück zur Flüssignahrung und ihren Vertilgern, zu Weingenuss ohne Tamtam und Schnullibulli.
Der Herr der vollen Gläser und leeren Flaschen: Willi Schlögl von der Cordobar. Foto: Eventpress/Sascha Radke
Paul schenkt sich Champagner ein, während wir uns über “Schluck” unterhalten. Einen “Heidsieck” – in einen Tumbler. “Klar, der Weinwelt muss mal der Stock ausm Arsch”, sagt er und verweist auf die junge Generation Winzer. Wie Emil Bauer und sein “If you are racist, a terrorist oder just an asshole, don’t drink my Sauvignon Blanc”.
Doch da ist mehr, viel mehr noch in den Untiefen der Weinwelt verborgen, dass “Schluck” erzählen will.
Auf 122 Seiten tun sie es erstmal z.B. über einen Winzer, der durch einen Hagelschaden seine ganze (!) Ernte verloren hatte.
Raimond de Villeneuve aus der Provence stand 2011 vor dem Ende – doch 35 seiner Winzerkollegen retteten ihn vor dem Ruin, zweigten jeder einige Kilo ihrer Ernte ab und kreierten so einen 2012er Hagelwein “Grêle”, dem sie alle ihren Stempel aufdrückten.
Eine Solidarität, die mir jedes Mal beim Hören, beim Lesen (und selbst jetzt beim Schreiben) eine Gänsehaut über den Rücken rauf und runter jagt.
“Alle französischen Medien haben darüber berichtet – in Deutschland keiner”, sagt Paul. Bis jetzt. Diese Geschichte und rund 25 weitere Reports, Interviews, Porträts, Neuvorstellungen und einen Sex-Wein-Übersetzer und gibt’s im neuen “Schluck”. Zu lesen in Deutschland, Österreich, Schweiz und sogar Teilen Südtirols. In einer Auflage von 10.000 Stück. Das rockt!
“Wir haben so viel Feedback von den einzelnen Händlern bekommen, dass wir die Auflage erhöhen mussten”, so Paul. In Berlin gibt’s das anstößige Magazin in großen (Bahnhofs-)Buchhandlungen oder unter www.schluck-magazin.de.
Doch wie war das noch mal mit dem anstößigen Cover?
Die Inspiration war “Charlie Hebdo”. Die Redaktion machte nicht nur ein Satiremagazin, sondern auch Etiketten für einen Wein aus dem Bordelais, wie dieses.
Nach dieser Idee setzte der kongeniale Berliner Fotograf Oliver Rath das “Schluck-Cover” in Szene – mit sich und seiner Freundin als sexy Models.
Dies gibt es noch einmal als limitierte Sonderedition (100 Euro, 20 davon gehen an die Flüchtlingshilfe Moabit)…
…mit schwarzem Cover und einer Magnumflasche Reichsrat von Buhl, die auch das Cover ziert. So schließt sich der Kreis. Und öffnet sich eine neue Flasche… (da wird man ja ganz durstig bei so viel Weinlektüre).
Ich trinke auf euch, auf gutes Gelingen, ihr “Schluck”-Luder – genüssliche Grüße von mir, Sylvia!
PS: “Schluck” kostet 9,50 Euro, kommt zweimal im Jahr – die nächste Ausgabe erscheint am 9. März 2016.
Ich hätte mich fast am Bröchtchen verschluckt, als die Mail reinkam: “Sylvies Gerichteküche” ist für den Food Blog Award nominiert!
Wie? Was? Wo? Juhuuuu!
Der Genussblog, der auf bz.de erscheint und von mir seit Mai 2014 wie mein Baby gehegt und gepflegt wird, ist unter den drei besten deutschsprachigen Blogs für kulinarische Events!
838 Foodblogger aus Deutschland und Österreich hatten sich für den zweiten “Food Blog Award” in Berlin beworben.
Voriges Jahr war es gerade mal ein Drittel! Damals berichtete ich begeistert über die wirklich gelungene Veranstaltung und die interessanten Blogs, die kreativen Hobbyköche und -Fotografen. Dieses Jahr bewarb ich mich auch. Und siehe da: Yessssss!
Stellvertretend für den ganzen Blog mit mittlerweile 134 Beiträgen trete ich mit zwei Berichten an:
- den Eventreport aus Berlin: “Duftstars: Wie bewirtet man 850 Gäste gleichzeitig, Markus Semmler?”
Markus Semmler zählt zu den besten Caterern Berlins und er kochte bei der Verleihung des Parfümpreises “Duftstars” ein gesetztes Dinner für 850 Personen. Ich begleitete den Koch und sein Team den Abend und die Nacht hindurch fotografisch, textlich und nebenbei naschend.
- die Reisereportage über die Provence: “Das Land der melonenfachen Genüsse”
Hier begab ich mich auf die (furchtbar leckeren) Spuren der Cantaloupe-Melone, die mich erstmals in Berlin begeistert hat. Ich reiste ihretwegen in die Provence, genauer in den Luberon, und porträtierte die Gegend von der kulinarischen Seite: Trüffel, Wein, Obst, Marmelade, kandierte Früchte, Lavendel… Hier sprechen, nein, schmecken bereits die Fotos für sich, wie ich finde.
BurdaLife und die Agentur Connecting Companies laden am 3. Oktober zur großen Verleihung ins “Grand Hyatt” am Potsdamer Platz. Dann wird verkündet, wer den 3., 2. und 1. Preis geblockt bzw. erbloggt hat.
Drückt die Daumen, die Entenfüße oder die Haxen! DANKE!
Zoi empfängt ihre Gäste barfuß. Klar, sie ist ja daheim. Und auch ihre Gäste sollen sich wie daheim fühlen – in ihrem privaten Restaurant!
Zoi heißt Pasda-Baxevani mit Nachnamen, doch den brauchen Sie sich gar nicht erst zu merken: Bei Zoi wird geduzt. Sie ist Griechin. Und eine der herzlichsten Gastgeber, die ich kenne. In ihrer “Villa Zoi”, ihrem neu gebauten Haus in Köpenick, hat sie ihr erstes “Supper Club Dinner” veranstaltet – ich war dabei!
Der Trend kommt aus den USA der 30er Jahre: In “closed door restaurants”, also hinter verschlossener, privater Tür, wurde ausschweifend gefeiert und gegessen. Meist regional und bodenständig. Aus dieser Tradition heraus haben sich die Supper Clubs – zu Gast bei Unbekannten – entwickelt, von denen es auch immer mehr in Berlin gibt.
Den ersten jedenfalls nun auch in Köpenick. Zoi empfängt die teils unbekannten Gäste (wie mich) in ihrem lichtdurchfluteten Wohnzimmer.
Es gibt selbstkreierten Melonen-Prosecco zum Anstoßen und nach und nach trudeln die Gäste ein: Silke und Falk aus Berlin-Mahlsdorf, Uwe aus Freiburg (Südbaden) und Markus aus Bretten.
Wo bitte? Bretten liegt bei Karlsruhe (Württemberg). Und nein, weder der Badener noch der Württemberger sind extra wegen des Dinners nach Berlin gekommen, aber extra nach Köpenick raus, in den letzten Zipfel Berlins. Wie ich.
Zois Mann Stephan, ein Deutscher, ist nicht daheim. “Ich hatte die Wahl”, erklärt sie, “entweder meine Gäste zu verwöhnen – oder den ganzen Abend hinter meinem Mann hinterher zu laufen.” Spätestens jetzt ist das Eis gebrochen, alles lacht.
Der jüngste ihrer drei Söhne, Aristoteles (10), zieht sich lieber auf sein Zimmer zurück, denn jetzt geht’s richtig los in der “Villa Zoi”.
“Mit einem Gruß aus der Küche”, sagt die Gastgeberin. Falk entgegnet prompt: “Gruß zurück, ich bin satt!” Denn die Portion ist riesig für ein Amuse Bouche – und riesig lecker, selbst für mich, den Niemals-Schnitzel-Besteller.
Während wir feststellen, dass Falk derjenige mit dem größten Magen von uns ist (er ist Sportler) und uns schön verschaukelt hat, bereitet Zoi in ihrer Küche den ersten Gang vor: ein Törtchen aus Garnelen mit Avocado, Koriander und essbaren Blüten.
Wunderbar creamy-crunchy, so wie es bei Spitzenköchen auf den Teller kommt, so ist dieses Gericht optisch wie geschmacklich eine Wucht!
Dazu empfiehlt die Griechin einen griechischen, kräutrig-würzigen Wein: Kallisto aus Peloponnes. Passt. Unterstützen wir die griechische Wirtschaft – mit Genuss!
Nach dem ersten Gang müssen wir schon eine Pause einlegen. Zeit für mich, etwas über Zoi zu erzählen.
“Wir waren die ärmste Familie damals in meinem Heimatort,” erinnert sich die Griechin aus Ilias-Peleponnis. Meine Mutter hat meinen zwei Geschwistern und mir jeden Tag Brot und Schafskäse von ihrer Arbeit mitgebracht. Doch manche Tage hatten wir nichts zu essen. Als Kind hab ich mich dann immer gewundert: Wieso bekommen unsere Gäste immer das beste und das meiste?”
Der Hunger ging. Die Leidenschaft, ihre Gäste zu verwöhnen, ist bis heute geblieben.
“In Berlin bin ich dann zum allerersten Mal wirklich satt geworden”, sagt sie.
Zoi war 17, als sie nach Deutschland kam. “Ich hab damals tonnenweise Marmelade auf mein Brötchen gemacht”, sagt sie und kichert noch heute über sich selbst. “Seitdem esse ich alles gerne, was Deutsch ist: Roulade, Rotkohl, Bratkartoffeln… mhhhhm.”
Für ihre Gäste kocht sie darum auch nicht Griechisch, sondern modern-international. Und das kam so:
“Als für 27 Jahren mein erster Sohn zur Welt kam, habe ich mir ein Buch gekauft: ‘Kochen für Babys’. Heute ist es für mich Erfüllung und Entspannung, wenn ich kochen kann. Beim Kochduell auf VOX hat sie teil genommen, schon mit Johann Lafer gekocht.
Da köchelte langsam auch diese Idee hoch: ein eigenes Restaurant daheim!
“Feuchte Geschichte” nennt sie diesen Gang mit Jakobsmuscheln, Tomaten und Curry.
Dazu selbst gebackene Brötchen – doch bloß nicht zu einem zweiten verleiten lassen, denn der Hauptgang ist üppig: Rinderbäckchen mit Thai-Spargel und Kartoffelpüree.
Beim vorletzten Gang, eine schöne Käseauswahl mit Feigen, muss ich pausieren.
“Ihr dürft nicht vergessen, ich bin Griechin. Bei mir werdet ihr immer satt”, sagt sie, als alle Gäste (bis auf Falk mit dem Sportler-Hunger) die noch vorhandenen Lücken im Magen suchen. Man sieht ihr die Freude an, die bisher unbekannten Gäste wie die eigene Familie zu verwöhnen.
Mehr als ein Jahr brauchte sie, um ein Konzept für ihr privates Dinner zu entwerfen, die behördliche Genehmigung zu kriegen und eine Internetadresse zu gestalten. “Jetzt bin ich glücklich, dass ich endlich das machen kann, was ich liebe.”
“Jetzt, mit 50″, sagt sie und strahlt mindestens zehn Jahre weg.
Wir stoßen darauf mit ein (zwei, drei) vorzüglichen Grappa mit Portwein-Fass-Finish an und entlassen Zoi wieder in die Küche.
Denn da war ja noch was…
Mit riesigen Glastellern kommt sie wieder. “Süßes Glück – Semifreddo” nennt sie das Dessert: Halbgefrorenes aus Keksen mit Mascarpone, begleitet von Mango und bunterlei Früchten. Lecker!!
Mit der letzten Heidelbeere macht mein Magen dann auch dicht. Geschlossene Gesellschaft. Kein Zutritt mehr für Essbares.
Noch ein Foto von unserer lustigen Runde, dann werde ich mir mit Uwe, der eine Unterkunft auf meiner Strecke in Friedrichshain hat, ein Taxi teilen. Denn Auto fahren ist etwa schon seit drei Weinen und zwei Grappa passé.
Draußen ist es mittlerweile stockdunkel, kein Wunder ist ja auch schon fast Mitterna…
Ups, es ist 2.30 Uhr!
Wie gut, dass es so dunkel ist, dann sieht der Taxifahrer wenigstens mein dickes Bäuchlein nicht.
Villa Zoi – das private Dinner in Berlin-Köpenick an der Müggel-Spree
Sechs-Gänge-Menü (inkl. Aperitif, Brot, Digestif, Espresso): 65 Euro zzgl. Getränke
Pro Dinner sind bis zu 8 Personen möglich.
Reservierung: 0170-6777611
Der nächste Termin ist am 02. Oktober. Dann gibt es u.a. Kürbis…
Es geht um Herkunft, um Terroir, um den Ausbau. Es geht um die EHRE!
… und einfach nur darum, zu genießen!
Schöne Idee, dachte ich, als ich davon hörte. Robert Grell, der neue Küchenchef des “Weinrot” im Hotel Savoy (Charlottenburg), lud zum Menü mit korrespondierenden Weinen. Jeweils von zwei Winzern zu jedem Gang: von der Nahe und aus dem Jura – ein Duell “Deutschland gegen Frankreich”!
Grandios umgesetzt, sage ich jetzt, nachdem ich es probiert habe! Denn es nicht nur ein Duell, sondern auch ein Zusammenspiel der beiden.
Die Gegner stellen sich vor:
Andi Schneider vom Weingut K.H.Schneider aus Bad Sobernheim (Nahe): “Nahe hat die höchste Bodenvielfalt aller deutscher Anbaugebiete”, erklärt er am Eröffnungsabend, bei dem beide Winzer vor Ort sind. Das Weingut seines Vaters, in dem er Kellermeister ist, hat 12,6 Hektar, produziert etwa 70.000 Flaschen.
Jean-Francois Bourdy von der Domaine Jean Bourdy aus Arlay (Jura): Das französische Spitzen-Weingut hat seit 2006 das “Demeter”-Siegel, produziert Bio-Weine. Jean-Francois Bourdy führt das Weingut anno 1475: ” In 15. Generation”, sagt er in gebrochenem, aber sehr gut verständlichem Deutsch.
Die Gegner blubbern sich warm. Jedoch nicht in meinen Gläsern. Zu verführerisch sind die beiden Aperitife: ein 2013er Riesling-Sekt Brut und ein Crémant de Jura.
Zum Amuse Gueule (Dreierlei von der roten Beete) kommt die Nahe mit einem Blanc de Noir vom Spätburgunder 2014 und Bourdy mit einem 2010er Chardonnay.
Ich bin positiv überrascht vom Blanc de Noir, der oftmals sich nicht entscheiden kann, ob er lieber Rot oder Weiß sein mag. Dieser hat Struktur, komplexe Fülle. “Das freut mich”, sagt Andi. “Denn es ist unser erster Blanc de Noir!” Echt? “Ja, wir haben das ganze Jahr darauf hingearbeitet, einen Weinberg zum Blanc de Noir zu machen, da die Nachfrage so groß war.”
Der Nahe-Wein ist nach meinem Geschmack stimmiger zum Gruß des Küchenchefs als der Chardonnay aus dem Jura, obwohl dieser für sich allein schon eine Wucht ist. “Wir wollen keine leichten Weine machen”, sagt Bourdy, “das Jura ist vom Terroir her eine der stärksten Regionen von Frankreich.”
Robert Grell beeindruckt mich auf den ersten Löffel schon mit diesem Hummerschaumsüppchen!
Ich mag ganz gern Hummer – Suppe jedoch selten, da sie mir meist zu intensiv ist und ich schon nach wenigen Löffeln nicht mehr ran kann. Diese wurde ausgelöffelt!
Perfekt wird das nicht ganz so intensive Meeresfrüchte-Aroma erfrischt von den kleinen, vollreifen Mangosstücken in der Suppe. Für mich die beste Hummersuppe, die ich bisher gegessen habe!
Dazu trank ich abwechselnd den 2014er Domberg Riesling von Schneider und den 2011er Savagnin von Bourdy, den beide machen enorm Spaß – und passten gleichermaßen zur Suppe!
Großartig, wie Schneider in dem deutschlandweit oftmals noch recht verschlossenen 2014er Riesling eine würzige, kräutrige Aromatik hineinbringt, die einen zweiten Schluck abverlangt. Und einen dritten. “Riesling ist unser Steckenpferd”, sagt Andi Schneider. Und: “Der Domberg hat Schiefer-Quarzit-Boden, das macht es extrem.”
Der Savagnin wird zu meinem Lieblingswein an diesem Abend, so voller Körper, so nussig, so cremig-vanillig! Drei Monate im Fass gelagert! Es ist die Rebsorte, die für den berühmten Vin Jaune, den “Gelben Wein” verwendet wird. Und: “Er wird bei Zimmertemperatur getrunken”, sagt Bourdy und erklärt: “Alle unsere Weine, auch die Weißweine, werden nicht kalt getrunken, das zerstört die Aromatik.”
Erstaunte “Ahhh”s und “Ohhh”s in der Runde der Gäste. Gewundert hatte ich mich schon über die Temperatur des Chardonnay, doch dieser hier ist tatsächlich noch wärmer, etwa 18 Grad.
“Wir haben die Flaschen auch schon heute Morgen aufgemacht, damit der Wein atmen kann”, so der Direktor des Hauses, ….
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JETZT wird der Unterschied der Winzer und ihrer Weine am extremsten deutlich:
Links haben wir einen Vin Jaune von 2006 – 7 Jahre im Holzfass gelagert (!). Bei dieser Lagerung verdunstet ein Teil des reinsortigen Savignin-Weines, der aber nicht aufgefüllt oder aufgespritet wird, so dass dieser Wein IMMER in 0,62 l-Flaschen verkauft wird. Er ist einer der außergewöhnlichsten Weine der Welt, der mich schon faszinierte, als ich anfing, mich mit Wein zu beschäftigen (also vor etwa 15 Jahren). Er erinnert an Sherry, ist aber komplexer. Säure? Was ist das?!
Die bringt dafür ordentlich der 2014er Sobernheimer Sauvigon Blanc von Schneider mit, der gut gekühlt das Glas beschlägt, ganz anders als sein “Konkurrent”.
Und hier haben wir das Gericht, dass es mit den beiden aufzunehmen gedenkt:
Schön kross angebratene Jakobsmuschel auf einer abgerundeten Balsamico-Auberginencreme, kredenzt auf Taboulé, umrahmt von Zitronengrassud (mehr davon, bitte!).
Und wie machen sich der spritzige Jungspund (Sauvignon Blanc) und der ältere Gentleman mit dem französischen Charme (Vin Jaune) dazu?
Der erste hebt stark die Meeres-Herkunft der Jakobsmuschel hervor, unterstreicht sie in ihrer geschmacklichen Finesse – während der gereifte Franzose das ganze Gericht umarmt und in seiner Komposition ergänzt.
Zwei Weine, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, die aus ein und demselben Gericht etwas neues zaubern.
Superb!
(Ich rate jedem, der dieses Gericht in den nächsten Tagen probiert, unbedingt diese beiden Weine dazu zu bestellen, um dieses Erlebnis nachempfinden zu können!)
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So unterschiedlich die Weine eben waren, so gehen sie beim Hauptgericht nun Hand in Hand.
Ganz klassisch-harmonisch runden der 2012er Marbach Spätburgunder und der 10er Cotes de Jura rouge den 4. Gang ab: ein sooo zartes Duo von der Ochsenbacke, geschmort und gebacken, mit Bohnen-Olivenragout und Kürbis-Kartoffelstampf auf Schalottenjus.
Mein Magen hängt schon in den Seilen, viel mehr als ein Dessert geht da nicht mehr rein.
Robert Grell hat in der Küche ein noch warmes Croissant-Preiselbeer-Soufflé aus dem Ofen geholt, dies in einer Physalis-Calvadossauce angerichtet und mit einem kühlen, weißen Schokoladeneis in Kontrast gesetzt.
Die Warm-Kalt-Komposition, die den Gaumen nochmal wachkitzelt, findet sich erneut im Glas wieder:
Schön kalt und exotisch-fruchtig-süß mit ausgleichender Säure kommt die Riesling Beerenauslese von K.H. Schneider auf die Zunge.
Typisch jura-voluminös, nussig, weniger fruchtig, ist der französische, nahezu warme Dessertwein Galant des Abesses “Specialité Jurassienne”.
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Am Ende gibt es keinen Sieger. Nur einen Besiegten – mich mit meinem vormals riesigen Hunger. Das wunderbare Menü schwankt auch ganz leicht in meinem Magen.
Denn die Weine, besonders die aus dem Jura, haben es in sich. Nun weiß ich auch, warum normalerweise zu dem Menü nicht (wie am Eröffnungsabend) je zwei Weine pro Gang serviert werden.
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Unbedingt vorstellen möchte ich Ihnen aber noch den Ringrichter des Abends: den neuen Küchenchef des Savoy, Robert Grell, gerade mal 27 Jahre jung!
Grell begann seine Karriere als Auszubildender im Savoy, ging dann ins “Desbrosses” im Ritz Carlton, wechselte 2011 ins “Lorenz Adlon Esszimmer” im Hotel Adlon. Bei Zwei-Sterne-Koch Hendrik Otto lernte er vom besten Koch Berlins, vor allem Saucen. Mit 27 kehrte er nun zurück ins “Weinrot” im Savoy.
“Ich möchte die Gäste mit Textur und deren Varianten überraschen und begeistern”, sagt Robert Grell. “Ich selber mag Gerichte, die mich überraschen, so soll es künftig auch im Weinrot sein. Ohne, dass ich auf die Klassiker verzichten möchte.”
Die Kostprobe beim Winzer-Duell war schon äußerst vielversprechend. Vor diesem jungen Mann könnten noch einige Auszeichnungen stehen…
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Informationen:
Restaurant “Weinrot” im Hotel Savoy, Fasanenstraße 9, Berlin-Charlottenburg, Tel. 030-311030
Öffnungszeiten: Mo-Sa: 12-22.30 Uhr
Heute, am 3. Oktober, kurz nach 20 Uhr, wird die Entscheidung verkündet: Wer gewinnt den Food Blog Award 2015?!?
Bin schon aufgeregt wie eine Sardine kurz vor der Büchse. Denn, wie bereits erwähnt, gehöre ich zu den 30 Finalisten, die es von insgesamt 838 gestarteten Bloggern in die Endrunde geschafft haben. Gekürt wird der beste Food Blog Deutschlands und Österreichs in neun Kategorien.
Im Rahmen der Food Week trafen sich meine Kollegen schon am 1. Oktober in Berlin, ich stieß heute erst dazu, frisch eingeflogen aus Paris.
Ich war auf La Réunion, einer der faszinierendsten Inseln dieses Erdballs, französisches Übersee-Département, mitten im Indischen Ozean. Meinen Reise-Genuss-Report lesen Sie in Kürze hier auf diesem Blog.
Doch schnell zurück zum Food Blog Award, ehe hier noch etwas ohne mich anbrennt!
Bei Warendorf Küchen am Ku’damm kochten sich Partner und Foodies am Vormittag schon mal warm. Es gab vegetarische/vegane Küche zur Stärkung.
Die Veranstalter Connecting Companies und BurdaLife stellten die Blogger vor, mein geschätzter Kollege Thomas Bauer von “Ich bin ein Berliner” interviewte mit seinem Filmteam die Hobbyköche. Und auch mich.
Wo’s das Video dann zu sehen gibt?
Das erfahren Sie morgen – und auch, wer gewonnen hat.
Sorry, ich muss jetzt leider ganz schnell ins Kleid schlüpfen und ab zur Verleihung! Daumendrücken geht übrigens auf Facebook – HIER!
Danke!
Chapeau! Und meinen Glückwunsch an die Gewinner des Food Blog Award 2015.
Ich verneige mich vor meinen beiden Mitstreiterinnen (und das nicht nur, weil mich mein Hexenschuss, der mich seit einer Woche begleitet, noch immer in eine gebückte Haltung zwingt).
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Am 3. Oktober wurden die Gewinner des genüsslichsten Awards ever vor 200 Gästen im Grand Hyatt am Potsdamer Platz gekürt. In neun Kategorien wurden die gewählt. Die Agentur Connecting Companies und die Verlagsgruppe BurdaLife hatten die besten Food Blogger Deutschlands und Österreichs aufgerufen – 838 hatten sich beworben (voriges Jahr, beim 1. Award, rund 300).
Und ich war mit “Sylvies Gerichteküche” in der Kategorie “kulinarische Events” ins Finale gekommen!
Die Jury (darunter TV-Koch Ralf Zacherl, die erfolgreichen Blogger Liz & Jewels, Top-Food-Fotograf Jürgen Müller) hatte sicherlich keinen Job, nach dem man sich alle 10 Finger leckt. Denn das kulinarische Potpourri war riesig!
“Ich muss zugegeben, ich hatte mich vorher gar nicht weiter mit Foodblogs beschäftigt, gestand Ralf Zacherl auf der Bühne. Beim Lesen der Blogs jedoch war er schwer beeindruckt. “Danke, ihr bringt den Leuten gutes Essen näher. Ihr macht einen tollen Job, macht weiter so!”
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Bester Blog kulinarische Events: Ach du gute Güte
Die gute Güte (re.), das Vielweib (Mi.) und ich kurz vor der Verkündung. Foto: Mein netter Sitznachbar, dessen Namen ich nicht weiß
Bestes Food Picture: Fräulein Glücklich
Fotograd und Jury-Mitglied Jürgen Müller mit dem glücklichen “Fräulein Glücklich” (2.vl.) Foto: Sylvia Jost
Bestes Rezept: Food with a view
Bester Blog Englisch: Food with a view
Arne und Claudia aus Berlin fallen sich in die Arme, das Paar hat (den ersten von zwei Preisen) gewonnen Foto: Sylvia Jost
Bester Blog Vegan: Veggi.es
Bester Blog Backen: Lisbeths
Bestes Design: eat this
Bester Blog Nachhaltigkeit: Goats today
Bester Blog Gesamt: trickytine
Burda Leserpreis: foodistas
Sonderpreis der Jury: Geschmeidige Köstlichkeiten
Anmerkung: Unbedingt in diesen Blog schauen!
Claudia aus Salzburg bloggt seit 2012 barrierefreie Speisen für Menschen mit Kau- und Schluckproblemen. Sie hatte Krebs in der Mundhöhle, kann seitdem schlecht kauen, schlucken, auch nicht mehr so klar reden. “Ich habe mir zur Aufgabe gemacht, meine Speisen so zu gestalten, dass auch meine Familie gerne mit mir gemeinsam isst. Essen ist für mich auch heute noch ein wichtiger Aspekt für einen genussvollen Lebensstil, darum ist mir die Optik auch besonders wichtig”, schreibt sie in ihrem Blog.
Diese Frau hat uns alle zu Tränen gerührt!
Alle Erstplatzierten fliegen im Januar auf Genussreise nach Singapur, dem Partner des Food Blog Awards 2015! Die Zweit- und Drittplatzierten fahren demnächst gemeinsam ins Weinland Mosel.
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Liebes Vielweib, liebe gute Güte – gratuliere, ihr seid die verdienten Sieger!
Liebe Leser, bitte klickt mal in diese Blogs hinein, hier gibt’s tolle kulinarische Tipps für Salzburg (Gute Güte, 1. Platz) und weltweit (Vielweib, 2. Platz)!
Für die Gerichteküche gab’s den dritten Platz mit einer wunderschönen Trophäe der Nobel GmbH Glasdesign.
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Persönliche Anmerkungen:
Meine liebe Mama war die erste, die von der Platzierung auf ihrem ipad erfuhr. Sie und mein Papa seien sehr stolz, schrieb sie mir. Doch: Sie kennt mich. Und erinnerte mich an die Eiskunstlauf-Meisterschaften, die wir früher immer gemeinsam im Fernsehen geschaut hatten. Oft waren die Drittplatzierten enttäuscht, weil sie “nur” Bronze errungen hatten. Das ist die Krux mit den Perfektionisten.
Danke, Mama!
PS: Ich möchte mich noch entschuldigen für die Fotoqualität, die diesmal nicht meinen Ansprüchen genügt. Ich musste mich jedoch auf leichtes Equipment und Knipskamera beschränken – so ein Hexenschuss ist einfach kein Genuss!
Zum Schluss gab’s auch noch einen Pokal für Mathias und Franz von Connecting Companies für die besten und sympathischsten Organisatoren. Foto: Sylvia Jost
Und so war der 1. Food Blog Award 2014 – hier klicken!
Wenn 18 Spitzenköche aus Deutschland und Österreich zusammen kommen, dann kann das nur ein Klassentreffen sein. Oder das “Mehr Genuss Festival”. Oder beides.
Von Antoniewicz bis Zacherl: Sie alle sind für drei Tage in den Robinson Club Fleesensee (2 Stunden von Berlin) gekommen – für lau, um 350 Gäste kulinarisch zu verwöhnen und arme Kinder zu unterstützen.
Das waren die Stars am Herd:
Aus Berlin:
Ralf Zacherl (Schmidts Z & Ko.)
Thomas Kammeier (Euref Campus)
Thomas Kurt (e.t.a. Hoffmann)
Josef Eder (ehemals VOX)
Matthias Buchholz (Gutshof Britz)
Aus allen anderen Ecken und Küchen Deutschlands & Österreichs:
Dieter Müller (Kochschule Dieter Müller)
Heiko Antoniewicz (Molekularkoch)
Thomas Kahl (Käfer München)
Nitaya Wittmann (Thai-Köchin)
Rolf Straubinger (Burg Staufenberg)
Oliver Hoffinger (TV-Koch aus Österreich)
Frank Heppner (Kempinski Hotel Das Tirol)
Wolfgang Otto (Otto Gourmet)
Stefan Marquard (TV-Koch)
Otto Koch (Robinson Club)
Volker Waltmann (Maitre Affineur)
Leif Besselmann (Schokoladen- & Pralinenmanufaktur)
Bernd Siefert (amtierender Pastry Worldchampion)
Voriges Jahr kamen 26.500 Euro für die “Warener Tafel” zusammen – dieses Jahr beim mittlerweile 7. “Mehr Genuss Festival” 28.000 Euro! Dank einer Tombola (u.a. Urlaub auf den Malediven) und einer Versteigerung: Wolfgang Otto von “Otto Gourmet” ließ dafür ein BBQ mit Wagyue und Kobe-Beef für 20 Personen springen, holte so über 5000 Euro in den Spendenpott!
Aber der Spitzen-Fleischimporteur hatte die Gäste auch zuvor lecker angefüttert: mit geschmorten Wagyue Short Ribs, die er beim Festival zubereitete.
Ihm schräg gegenüber Ralf Zacherl, der zwischen confiertem Kabeljau mit Liebstöckel-Crumble und lieb lächelnden Mädels, die ein gemeinsames Foto wollten, ständig hin- und her sprang.
Ich angelte mir den schönsten der schönen Teller (die trotz der Masse und Schnelligkeit penibel angerichtet waren) und war ganz entzückt vom grünen crunchy Topping, das den perfekt zarten Fisch äußerst spannend machte.
Thomas Kammeier legte nach: mit Fotosessions…
… und Fisch: gebratener Atlantik Heilbutt an Knollensellerie mit geräucherter Molke und Jus des Volaille.
Meeresfruchtig weiter ging’s mit Thomas Kahl, der eine meiner Lieblingsspeisen auf den Teller brachte…
… gebratene Jakobsmuscheln mit Gurken-Papaya-Salat!
Bei Josef Eder durfte ich Schlange stehen – hinter all den Damen, die sich von dem Koch mit dem bayerischen Charme seinen Cappuccino erklären ließen!
Hach, was für ein Hochgenuss: Cappuccino vom Brandenburger Bio-Hühnchen in Soya-Sesam-Zitronengras-Koriander-Schaum, spicy, zart und cremig, dafür hätte ich sogar mit noch mehr Frauen angestanden…
Heiko Antoniewicz (der bei der Begrüßung herrlich-süffisant als “Mann mit der schönsten Wurst” vorgestellt wurde), ging’s um die Wurst aus Fisch.
“Forelle Blau kann ja jeder”, meinte er, “bei mir gibt’s Forelle Grün!” Auf die in Scheiben geschnittene Forellen-Wurst setzte der Koch einen Berg Kaviar… denkste!
Wie sich das Auge doch täuschen kann: “Das sind Senfkörner in Holzkohle”, erklärt der Aromenkünstler auf. Dazu gibt’s einen Fond aus Kastanienblüten. Ja, ja, ich kann Ihnen sagen, das war auch so lecker wie’s klingt!
Der Pulpo mit Schweinebauch, den mir Thomas Kurt schließlich noch reichte, war die ideale fleischliche Abschluss. Dachte ich!
Bis ich vor Stefan Marquardt stand, der “Ochsenbrust-Lollys” so lecker vor meinen Augen zubereitete, dass ich nicht widerstehen konnte.
Labskaus, noch nie gegessen, weil nie gemocht. Doch einmal ist immer das erste Mal – und das kann bekanntlich auch in einem Höhepunkt gipfeln Danke, Stefan, für dieses Erlebnis!
Leider, leider, löffelte einer neben mir gerade Rote-Beete-Suppe. Einen kleinen Löffel probiert und ich musste mir – natüüüüürlich – auch noch Rote-Rüben-Suppe mit Ingwer, Korianderschaum und Saibling von Oliver Hoffinger holen!
So. Und nun noch was Süßes (ja, ja, das muss sein).
Die Törtchen von Bernd Siefert (schön, als hätte Kandinsky sie gemalt) oder das hausgemachte Tee-, Macadamia, und Birnen-Eis von Matthias Buchholz? Sie ahnen es: BEIDES!
Ob ich jetzt Kleidergröße XL trage, wollen Sie wissen?
Nö, mann und frau konnte danach zum Glück (fast) alles wieder abtanzen!
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Robinson Club Fleesensee, Penkower Str. 2, 17213 Göhren-Lebbin, Tel. 039932 80200
Nächstes “Mehr Genuss Festival”: 3.-6.11.2015
Karten für 150 Euro, plus Übernachtung, gibt’s unter Tel. 039932 80200
Und hier noch ein Blick auf den herbstlichen Fleesensee und Umgebung:
Heiko Antoniewicz verriet mir, wie er seine Forelle Grün gemacht hat:
Gefriergetrocknete Erbsen mit Minzeblättern und Limonenabrieb werden fein gemixt. Das Forellenfilet wird gesalzen, im grünen Pulver gewälzt und in Klarsichtfolie eingerollt. Die Enden verknoten und bei 56° auf einen Kern von 42° im Wasserbad garen.
Die Senfkörner kochte er in Apfelsaft, räucherte sie und färbte sie mit Aktivkohle, monierte sie mit etwas Rapsöl und schmeckte ab.
Das Highlight: der Kastanienblütenfond. Hierfür wurden Kastanienblüten gezupft und 4 Monate (!) in Wasser fermentiert. Den Sud erhitzte der Koch auf 60°, montierte ihn mit Butter. Dann mixte er grüne Kamille mit Wasser. Abschmecken, mit “Basic Textur” (Eiweiß-Ersatz) binden und salzen.
Als Garnitur: Kressemix mit gelbem Frisée und Sauerrahm!
Läuft Ihnen bei diesem Anblick das Wasser im Munde zusammen? Dann sollten Sie weiterlesen!
Denn Kaviar gibt’s hier in jedem Foto und etwa jedem zweiten Satz zu genießen.
Ich bin im Hotel Palace, wo “Attilus Caviar” zu einem Abend mit Shootingstar Robin Freeman eingeladen hat. Firmen-Chef Igor Stopnikov (Foto unten) hat den Koch extra aus London einfliegen lassen.
Denn Freeman – so wird er angekündigt – habe sich auf kreative und neuartige Zubereitung von Kaviar und Stör spezialisiert.
Kreativ klingt schon mal die Karte des Abends:
Dry aged Beef tatar mit Royal Siberian Caviar auf Sauerteig Crouton
+++
Stör, gebraten auf koreanische Art, fruchtige Katsu Sauce, asiatischer Krautsalat, Zitrone und Sesamsalz
+++
Geräucherte Blumenkohlfritters, Feta, Granatapfel, Koriander, Mandarinen und Kreuzkümmel
+++
Gegrillte Cajun-Stör-Spieße, Wassermelone, Erdnüsse, Honig und in Bourbon eingelegte Jalapenos
Heißgeräucherter Stör, Sellerie-Remoulade, Roggenbrot, frittierte Kapern und Kresse
+++
Luftiger Mango Cheesecake mit Sauerkirsch-Staub, Kokos-Biskuit-Crumble
Sternekoch Matthias Diether räumte für Freeman die Küche – doch nicht, ohne vorher noch einen Gruß daraus zu senden:
Kollegen wie Markus Semmler (“Kochkunst”), Jan Oliver Henschel (“Desbrosses”), Philipp Liebisch (“Zeitgeist”), Felicitas Then (TV-Köchin), Florian Glauert (“Duke”) probierten Kaviar und Kreationen.
Ich fand; Der Kaviar hat einen milden, noch nicht so ausgeprägten, angenehm-leicht-salzigen Geschmack, der genau meinen trifft.
Erst vor zwei Jahren übernahmen Susanne Finsterer und Matthias Engels den Forellenhof Rottstock (Hoher Fläming) in Brandenburg, wo sie sich jetzt auch auf die Störe-Zucht konzentrieren. Demzufolge sind die Störe noch jung, die Produktion in den Anfängen. Mit dem britischen Unternehmen “Attilus” produzieren die beiden nun Kaviar.
Die 30-Gramm-Dose kostet ab Hof 29 Euro. Dort kann man auch Angeln, Grillen, bekommt Stör-Führungen, berichten die beiden. Ich schiebe mir einen weiteren Happen in den Mund, denn ich bekomme Appetit dabei.
Besuch im Rottstocker Forellenhof kommt also auf die Agenda (Dann müssen mir die beiden auch erzählen, wie sie aus der TV-Branche zur Fischzucht kamen…)
Leider passte schließlich kein Stückchen mehr von diesem geräucherten Stör in meinen Magen.
Doch die nächste Gelegenheit gibt es für alle beim “eat! Berlin”-Festival. Im März 2016 werden, so Veranstalter Bernhard Moser, Attilus Kaviar und der Rottstocker Forellenhof dabei sein. Infos gibt es bald hier auf Sylvies Gerichteküche.
Jedenfalls sollten Sie sich schon für die eat!” Berlin den 26. Februar bis 6. März 2016 vormerken!
Château Montus überraschte vor 30 Jahren die Weinwelt: Ein recht unbekanntes Weingut stahl mit einer lokalen französischen Rebsorte den großen Namen des Bordeaux die Show.
Heute, verdammt viele gute Weinjahrgänge später, machte Alain Brumont (70) zum ersten Mal außerhalb seines Weingutes eine Blindverkostung. Und: Sein Montus ist WIEDER ganz oben!
Der Abend beginnt schon am Nachmittag. Man hat ja viel vor: Zehn Rotweine in der Karaffe stehen für die Blindverkostung bereit.
Darunter: …Chateau Palmer… und … fünf Weine von Brumont (Chateau Montus und Boucassé).
Für die gute Grundlage brachte Brumont Erzeugnisse seiner Lieblingsnachbarn mit: Imperial-Kaviar aus Süd West…
…und Schinken vom Schwarzen Bigorre Schwein von Stephane Tibolla. 10,5 Kilo vom 14 Monate alten Tier hat der Schweinezüchter aus Süd West mitgebracht – und ist damit im Rucksack durch Berlin geradelt!
An der langen Tafel im Restaurant von Spitzenkoch und Caterer Markus Semmler (Wilmersdorf) nehmen schließlich knapp 30 Weinkenner und -Liebhaber Platz, Journalisten, Sommeliers, Weinverkäufer.
Diese Art von Weinprobe, die die Weinagentur Arnold veranstaltete, ist für Alain Brumont, auf den ersten Blick eher ein zurückhaltender Charakter, das erste Mal.
Brumont war 38, als er 1980 Jahre das elterliche Gut, Chateau Boucassé verließ, um seinen eigenen Weg des Weines zu gehen. Er kaufte das heruntergewirtschaftete Château Montus in Madiran (Süd West), riss die rund 30 Jahre alten Cabernet Franc Reben heraus und pflanzte alles neu: mit der ursprünglichen Sorte Tannat.
Er überwarf sich mit seinem Vater, erntete den Spott der Kollegen – und wenig später großartiges Traubenmaterial. Und damit die Lorbeeren!
Bei einer Blindverkostung 1986 mit den besten Grand Crus aus dem Bordeaux kam sein 85-er Château Montus Prestige (“the pirate wine”, wie er genannt wurde) auf den zweiten Platz, hinter Château Mouton Rothschild!
1991 wurde Alain Brumont vom “Gault-Millau, France” zum “Besten Winzer der 80er Jahre” gewählt.
In unserer zweistündigen Blindverkostung kam der Montus Prestige sogar auf den 1. Platz!
So ein komplexer, gereifter Wein mit wuchtigen Tanninen, dennoch frisch-saftig dank der recht hohen Säure, wild-aromatisch, kräutrig, “erinnert an schwarzen Tee” sagte einer aus der Runde.
Unsere Top 5:
1. Platz: Montus Cuvee Prestige 2002
2. Platz: Chateau Margaux Palmer 2006
3. Platz: La Chapelle Hermitage, 2010
4. Platz: Chateau Montus La Tyre 2009
5. Platz: Masi Mazzano Amarone Classico 2007
Erfrischende Abwechslung nach der Weinprobe: der weiße Montus von 2010.
Und ich fand: Der stand genau richtig vor dieser Installation von Freddy Reitz.
Zu dieser Bombe im Glas passend winterliche Foie Gras mit Apfelstückchen…
More!!! Bitte!
Und hier wird’s auch für den geneigten Leser persönlich interessant: Denn Markus Semmler servierte uns nach der Weinprobe Auszüge aus seiner neuen November-Speisekarte (u.a. Herzkalbsbries mit Trüffel, Peking-Ente von “Otto Gourmet”)
Meine Favoriten, die ich heiß empfehlen kann:
Atlantik Wolfsbarsch / Rote Beete / Blumenkohl und…
…Kaisergranat / Kürbis / Sojareduktion / Yuzu-Zitronengel / Wildkräutersalat
Qualität auf Sterne-Niveau!
Ob die Tester des Guide Michelin das auch so erlebten, werden wir am 12. November sehen, wenn die neuen Sterne für Deutschland und Berlin verkündet werden…
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Informationen:
Markus Semmler – Kochkunst & Ereignisse, Sächsische Straße 7, Berlin-Wilmersdorf, Tel. 030 890 68 29 0
Öffnungszeiten: Di-Sa. ab 17 Uhr
Preise: 4-Gang-Menü 85 Euro, Weinbegleitung 32 Euro
Brumont brachte auch zwei Flaschen des legendären 85er Montus mit (im Dekanter) und zum Vergleich den 1995er. Foto: Sylvia Jost
Informationen zu den Weinen von Alain Brumont gibt es hier – beziehen kann man sie in Berlin hier.
Das gibt es nur einmal im Jahr und nur für Berliner und Brandenburger: eine Nacht im Luxushotel, schlemmen, relaxen, Zweisamkeit genießen für kleines Geld!
Bei der Aktion “Erlebe Deine Stadt” von visitBerlin machen dieses Jahr 88 Berliner Hotels mit rund 3.800 Zimmer mit. “Das sind 11 Hotels und rund 600 Zimmer mehr als im vergangen Jahr”, teilt der Berlin-Vermarkter mit. Darunter sind Neueröffnungen wie das Amano Grand Central und das Titanic Deluxe Hotel Berlin (Foto).
Und das ist das Package:
+ eine Übernachtung für zwei Personen
+ Abendessen und Frühstück für zwei Personen
+ kostenfreie Frühanreise und Spätabreise
+ kostenfreie Nutzung des Wellness- und Fitnessbereichs des Hotels (sofern vorhanden)
+ Willkommensdrink
Gesamtpreis für 2 Personen im Doppelzimmer
118,- € im First Class (4*) oder Komfort Hotel (3*)
138,- € im Luxushotel (5*)
Das Angebot gilt für eine Übernachtung vom 9. auf den 10. Januar 2016.
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Ab morgen, 9 Uhr, sind die Aktions-Hotels buchbar. Online unter: www.erlebe.visitBerlin.de Telefonisch unter: 030 – 25 00 25.
Aber: Sie müssen schnell sein! Nach meiner Erfahrung aus den vergangenen Jahren sind alle Luxus-Hotels innerhalb weniger Minuten ausgebucht!
Das sind die teilnehmenden Hotels:
20 Luxus-Hotels (5-Sterne):
Berlin Marriott Hotel
Eurostars Berlin
Grand Hyatt Berlin
Hilton Berlin
Hotel Am Steinplatz, Autograph Collection
Hotel de Rome
Hotel Palace Berlin
InterContinental Berlin
Kempinski Hotel Bristol Berlin
nhow Berlin
Regent Berlin
Sheraton Berlin Grand Hotel Esplanade
Sofitel Berlin Kurfürstendamm
Steigenberger Hotel Am Kanzleramt
Steigenberger Hotel Berlin
The Mandala Hotel
The Ritz-Carlton, Berlin
The Westin Grand Berlin
Titanic Deluxe Hotel Berlin (eröffnet im März 2015)
Waldorf Astoria Berlin (Foto)
55 Hotels mit 4-Sterne-Standard
ABACUS Tierpark Hotel
abba Berlin Hotel
Adina Apartment Hotel Berlin Checkpoint Charlie
Adina Apartment Hotel Berlin Hauptbahnhof
Almodóvar Hotel
AMERON Hotel ABION Spreebogen Berlin
andel’s Hotel Berlin
art ‘otel berlin kudamm
Aspria Berlin Ku’damm
Boutique Hotel i31 Berlin Mitte
centrovital Hotel
Courtyard by Marriott Berlin Mitte
Crowne Plaza Berlin City Centre
Crowne Plaza Berlin – Potsdamer Platz
Ellington Hotel Berlin
Estrel Berlin
Golden Tulip Berlin – Hotel Hamburg
H10 Berlin Ku’damm
Holiday Inn Berlin Airport – Conference Centre
Holiday Inn Berlin City Center East – Prenzlauer Allee
Holiday Inn Berlin Mitte
Hollywood Media Hotel
Hotel AMANO Grand Central (eröffnet im August 2015)
Hotel Berlin, Berlin
Hotel Gendarm nouveau
Hotel Residenz Berlin
Hotel Villa Kastania
InterCity Hotel Berlin Hauptbahnhof
Lindner Hotel Am Ku’Damm Berlin
Maritim Hotel Berlin
Maritim proArte Hotel Berlin
Mercure Airport Hotel Berlin Tegel
Mercure Berlin Tempelhof Airport
Mercure Hotel Berlin City
Mercure Hotel Berlin City West
Mercure Hotel Moa Berlin
Mövenpick Hotel Berlin am Potsdamer Platz
Myer’s Hotel Berlin
NH Collection Berlin Friedrichstraße
NH Berlin Alexanderplatz
NH Berlin City Ost
NH Berlin Mitte
NH Berlin Treptow
NOVOTEL Berlin Am Tiergarten
NOVOTEL Berlin Mitte
Park Inn by Radisson Berlin Alexanderplatz
Park Plaza Berlin Kudamm
RAMADA Hotel Berlin – Alexanderplatz
SANA Berlin Hotel
Savoy Berlin
Seminaris CampusHotel Berlin
TRYP Berlin Mitte
Upstalsboom Hotel Friedrichshain
Winters Hotel Berlin im Spiegelturm
Winters Hotel Berlin Mitte – The Wall at Checkpoint Charlie
13 Hotels mit 3-Sterne-Standard:
Berlin Plaza Hotel am Kurfürstendamm
Blumenfisch am Großen Wannsee
ECONTEL Hotel Berlin Charlottenburg
Hotel Albrechtshof
Hotel Altberlin am Potsdamer Platz
Hotel City Gallery Berlin
Hotel Dietrich-Bonhoeffer-Haus
Hotel Park Consul Berlin
Hotel Sylter Hof Berlin
Novotel Suites Berlin City Potsdamer Platz
The Circus Hotel
Titanic Comfort Hotel Berlin Mitte
Zarenhof Prenzlauer Berg
Ich stand mitten in der glitzernden, weihnachtlichen Autostadt und schrieb meinem lieben Freund Matthias eine Nachricht aufs Handy: “Kannst du Schlittschuh laufen? Dann müssen wir nach Wolfsburg.” Prompt kam seine Antwort: “Ne, ne.”
Dann schickte ich ihm diese Fotos…
…und plötzlich kam DIESE Antwort: “Wow, das sieht ja toll aus! Wahnsinn! Wo ist das nochmal??”
In Wolfsburg, nur eine ICE-Stunde von Berlin entfernt. Und doch in einer anderen Welt.
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Eigentlich kam ich wegen des Winzerdinners im Ritz Carlton Hotel in die Autostadt. Das Weingut Stigler war extra vom Kaiserstuhl angereist, um seine (wunderbaren!) Weine zu einem 4-Gänge-Menü im Restaurant TERRA zu präsentieren.
Voriges Jahr war ich schon einmal im Ritz, um das einzige 3-Sterne-Restaurant in Berlins Umgebung zu testen: “Einmal drei Sterne und zurück” hieß mein Erlebnisbericht über Sven Elverfeld und sein AQUA.
Nun war das “normale” Restaurant an der Reihe.
Nach ein paar Runden im 40 Meter (!) langen Warmwasserpool mitten im Mittellandkanal, musste ich mir nun doch mal den Weihnachtsmarkt anschauen, von dem ausnahmslos das ganze Personal schwärmte. Zu Recht.
Die Eisbahn, mindestens doppelt so groß wie alle Schlittschuhbahnen auf Berliner Weihnachtsmärkten – aber nicht mal halb so dicht gefüllt.
Daneben rodeln kleine Kinder einen kleinen Berg herab, gratis. Schlittschuhe gibt es schon für 2,50 Euro zu leihen. Jede halbe Stunde gibt’s ab 17 Uhr auf eine Eislaufshow.
Dazwischen schlendern die Besucher der Autostadt durch einen Lichttunnel…
…vorbei an der Riesendeko von Disneys Frozen, an Buden, an denen es Winzerglühwein für 2,50 Euro gibt.
Ach ja, mein Winzerdinner! Beseelt von dieser wundervollen Stimmung, die zum Innehalten bewegt, laufe ich zurück zum Hotel, nur 200 Meter weit.
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Zum 4. Mal hat das TERRA in diesem Jahr Winzer geladen, die ihre Weine zu einem passenden Menü kredenzten. Regina und Andreas Stigler nehmen mich sogleich mit ihrer offenen, herzlichen Art für sich ein. Sie streiten sich scherzhaft darum, wer welchen Wein vorstellen darf. Zum Glück gibt es genug Auswahl:
V.l.: Regina Stigler, “Terra”-Supervisor Sandra Christiansen, Andreas Stigler und Küchenchef Tino Wernecke. Foto: Sylvia Jost
“Am Wochenende, wenn wir beide eine Flasche von unserem Cremant öffnen, müssen wir meist noch eine zweite öffnen”, berichtet der Winzer über den spritzigen Rosé im ersten Glas.
Dann lässt Küchenchef Tino Wernecke den ersten Gang servieren. Die Menükarte kündigt an:
Gegrillter Chicorée
Blauschimmel-Käse-Dressing / Birnensalat / Zwiebelbrotchips / frittierte Petersilie
Weitere Zutaten: Salz, Agavendicksaft, Zitrone, Nelke, Fenchel-Saat, Apfelsaft, Olivenöl, Pfeffer, Petersilie
“Überraschend natürlich”, sei das Konzept des TERRA, erfahre ich. Und so wird auch natürlich jede Zutat auf der Karte erwähnt. Perfekt nicht nur für Allergiker, sondern auch Neugierige und Journalisten wie mich, die immer alles ganz genau wissen wollen.
Ich probiere zuerst den 2013er Weissburgunder Freiburg Schloßberg, Erste Lage. Was für ein Stoff! Endlich mal ein weißer Burgunder, der zeigt, was in ihm stecken kann. Die starke 2013er Säure schadet ihm (und meinen empfindlichen Zähnen) kein bisschen. “Wir haben den erst im November geerntet”, erklärt Regina Stigler des volle Geschmackserlebnis. Auch setzen die Badener nicht auf Barrique und starke Holznoten, sondern auf große Holzfässer, in denen die Weißweine nur kurz verweilen.
Dann das Gericht: Die bittere Note des Chicorée wird angenehm durch die Röstaromen abgeschwächt, Birne passt natürlich klassisch zum Blauschimmelkäse und der gilt dem knackigen Brotchip die nötige Cremigkeit. Feine Sache. Nur der Weißburgunder bleibt da auf der Strecke, völlig erschlagen. Die Bitterstoffe machen den schmelzigen Burgunder ungeahnt hart. Frau Stigler pflichtet mir absolut bei.
Ganz anders dagegen der 2012 Ihringer Winklerberg Chardonnay, Erste Lage, der mit seiner vollen Apfelfrucht-Frucht einen mindestens genau so langen Atem hat wie der Chicorée! Toll.
Zweiter Gang:
Schwarzwurzel-Rahm
Gewürzpflaume / Feldsalat-Mandelpüree
Weitere Zutaten: Zwiebeln, Butter, Sahne, Milch, Salz, Ingwer, Zucker, Wasser, Apfelsaft, Cayenne, Rapsöl
Dazu haben die Stiglers ihren 2012 Grauburgunder, Oberrotweil Ruländer, Spätlese, ausgesucht.
Ich bin überrascht. Ruländer nannte man einst den süßen, schweren Grauburgunder. “Der Kaiserstuhl steht für Ruländer”, berichtet Regina Stigler. Doch als Ende der 80er alle nur noch den trockenen Pinot Grigio oder den französischen Pinot Gris tranken, blieben die Badener auf ihrem süßen, säurearmen Ruländer sitzen.
So entschieden sich die Winzer, den Wein trocken und säurebetonter auszubauen. Doch wollte immer noch niemand den neuen Ruländer. Erst, als sie ihn 1990 Grauburgunder nannten, verkaufte er sich. Regina Stigler: “So benannte man den liegen gebliebenen Ruländer von ’89 einfach um, er bekam neue Etiketten als Grauburgunder – und war sofort weg!”
Mittlerweile kommt man zu etwas mehr Süße im Ruländer zurück. “Zum Süppchen braucht ein Wein etwas Süße, sonst schmeckt er wie Wasser”, erklärt die Winzerin und Köchin. Ich probiere dazu einen Schluck Chardonnay statt Ruländer: Stimmt!
Dritter Gang:
Ente aus dem Ofen
Sautierter Speck-Honig-Rosenkohl / Kartoffel-Apfel-Stampf / Pflaumen-Rotkohl-Püree / Enten Jus
Weitere Zutaten: Muskat, Zwiebeln, Apfelsaft, Zimt, Sternanis, Rohrzucker, Birne, Thymian, Rosmarin, Honig
Jetzt bin ich überrascht: Die Ente schmeckt so lecker wie bei Fast-Schwiegermutter an Weihnachten! Schööön traditionell aus dem Ofen, außen so knusprig, dass ich sogar die Haut mit knabbere, innen alles andere als trocken!
Auch optisch eine tolle, rustikale Idee: Der Stampf und der Rosenkohl werden in Mini-Eisenguss-Töpfchen serviert.
Dazu warten die Stiglers mit zwei Top-Roten auf: mit dem 2011 Ihringer Winklerberg Spätburgunder, Erste Lage, und dem 2009 Spätburgunder Freiburger Schloßberg, Großes Gewächs.
Zwei bzw. vier Jahre lagen die Burgunder im Holzfass, der ältere zeigt sich noch etwas verschlossen, doch für mich noch spannender.
Zum Abschluss:
Spekulatius Eis
Milch-Schokoladen Brot / Milchcreme / Schokoladen-Kaffee-Soße / geröstete Nüsse
Weitere Zutaten: Hefe, Rohrzucker, Weizenmehl, Eigelb, Maisstärke, Zimt, Nelke, Muskatblüte, Kardamom, Ingwer, Butter, Sahne
Mit schöner Edelsüße kommt dazu der 2012 Ihringer Winklerberg Traminer Auslese, Erste Lage, ins Glas. Eine Kombo, die natürlicherweise passt wie Santa und Claus.
Seit 1881 ist das Weingut Stigler in Familienbesitz. In Ihringen am Kaiserstuhl, wo im Jahr mehr als 1800 Stunden die Sonne scheint, bauen sie auf 6 Hektar ihre Weine an, die hohe Mostgewichte erreichen. 2013 habe man besonders gute edelsüße Weine in die Flasche gebracht, sagen die Stiglers. Die gibt’s dann nächstes Jahr zu verkosten…
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Informationen:
Restaurant TERRA im Ritz Carlton Wolfsburg, Parkstraße 1, 38440 Wolfsburg, Tel. 05361 607091
Öffnungszeiten: täglich 12-14 und 18-22 Uhr
Infos zum Winzerdinner:
Die Termine und Preise für 2016 stehen noch nicht alle fest, der nächste ist jedoch der 16. Februar. Der Preis für das Winzerdinner mit Weingut Stigler betrug 85 Euro/p.P.
Infos zur Winterwelt:
Die Winterinszenierung mit Weihnachtsmarkt in der Autostadt läuft noch bis zum 6. Januar 2016. Eintritt mit Abendticket (ab 16 Uhr) für 7 Euro. Eislauffläche und Schneewelt sind kostenfrei. Infos gibt’s hier.
Anfahrt mit der Bahn:
Hin- und Rückfahrten mit dem IC ab Berlin schon ab 28 Euro (mit BC 25)
Infos zum Weingut:
Weingut Stigler, Bachenstraße 29, 79241 Ihringen/Kaiserstuhl, Besuch und Weinproben nach telefonischer Absprache, Tel. 07668-297
Dieses Buch macht schon beim Durchblättern hungrig auf mehr…
56 Rezepte von meinen Kollegen, den besten Food-Bloggern Deutschlands, zusammen gefasst in einem “FoodBook”: Der Burda Verlag, der den 2. Food Blog Award im Oktober begleitetet hat, bat alle Nominierten um ihre Lieblingsrezepte.
Sehr zu empfehlen:
* Basilikum-Pesto-Zopf vom Blog “Mediterranealicious” (Rosa Maria Lasdica, 2. Platz, Englischsprachiger Blog)
* Curry-Kohlsuppe von Claudia Braunstein, die nach einer Zungenkrebserkrankung den Blog “Geschmeidige Köstlichkeiten” für Menschen mit Kau- und Schluckbeschwerden gegründet hat (Sonderpreis der Jury)
* Buchteln gefüllt mit Thai-Basilikum-Birnen-Kompott von Karin Buhl (“Lisbeths”, 1. Platz Backblog)
* Marokkanische Sangria von den “Foodistas”, den Schwestern Tine & Jasmin, Tanja & Carina (Leserpreis)
Im Mittelteil des Buches gibt es drei Reportagen von den Platzierten in der Kategorie “kulinarische Events”, darunter meinen Report über das “Private Dinner” bei Zoi aus Köpenick.
Ich würde mich freuen, wenn Sie/ihr mal reinschaut:
Das “FoodBook” der besten Blogger des Landes kostet 9,95 Euro. Es kommt am 27. Januar 2016 in den Handel.
Schon jetzt könnt Ihr es im Burda Foodshop anschauen und bestellen.
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Ein erfolgreiches Blogger-Jahr 2015 feierten wir übrigens alle zusammen in München. Wo? natürlich bei einem der besten Köche: Holger Stromberg – der unsere WM-Helden kulinarisch versorgt.
Connecting Companies, die Veranstalter des Food Blog Award, hatten ins “Campus Loft” nach München eingeladen. Hier kocht und präsentiert Holger Stromberg, Koch der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.
Fast alle Preisträger des 2. Food Blog Awards waren dabei, kochten mit Stromberg…
… bastelten Weihnachtsdeko, verzierten Gebäck…
…probierten sich durch einige, zumeist Bio-, Franken-Weine…
….durch die neue Jahres-Kaffee-Selection von Melitta…
Ich mit dem neuen Melitta-Mann Timon und Veranstalter Mathias Nagel.
Foto: Goran Nitschke/BrauerPhotos
…und standen allesamt vor einem Rätsel: Keiner hatte bisher diese Frucht probiert – zumindest nicht roh.
Genau: Kakao. Christine Luger, die in München die Lauenstein Confiserie “Chocolate & more” führt, berichtete, wie aufputschend das weiße Fruchtfleisch bei langen Autofahrten wirkt. Den natürlichen Wachmacher gibt es in ihrem Laden am Viktualienmarkt.
Die kulinarische Überraschung des Abends aber war für mich Holger Strombergs “veganer Entenbraten” (mit Polenta), der problemlos mit dem zwei echten Enten des Flying Buffet mithalten konnte.
Unter den Gästen auch ein “alter Bekannter”: Jörn Gutowski, Ein-Mann-Startup aus Berlin. Der junge Unternehmer stellte “Try Foods” vor, mit dem er Produktproben aus einer Welt in einem Paket zusammenstellt, z.B. zum Thema Olivenöl.
Witzig, dass mir das Thema Öl sogar noch nachts begegnete:
Ich übernachtete im schönen Derag Living Hotel, direkt am Viktualienmarkt. Das stylische Hotel ist mit “Öl-Vitalbetten” ausgestattet. Diese lassen sich per Fernbedienung auf die gewünschte Härte einstellen, sich sogar fast so fluffig wie ein Wasserbett angleichen.
Ich kann Stufe 27 empfehlen – schlafen wie auf Wolken! Für was Öl so alles gut sein kann…
Er sorgt mit seinen Weinen für Tohuwabohu in der Szene: In der ganzen Welt fliegt man auf den “geilen Stoff” vom Schneider.
Die Weine von Markus Schneider gibt’s nicht nur in deutschen Top-Hotels wie dem Adlon, in Spitzenrestaurants wie der Sansibar auf Sylt, dem Restaurant Tim Raue und das SOHO House in Berlin. Auch das The Okura in Bangkok, das Six Senses Resort auf Koh Samui, das Waldorf Astoria in Shanghai, das Hakkasan in London, sogar die MS Europa haben die Weine aus dem kleinen Ellerstadt in der Pfalz auf der Karte.
Im “La Soupe Populaire” (Prenzlauer Berg) stellte sich der Winzer, der sich eigentlich nicht mehr vorstellen braucht, bei einem Dinner vor.
Der Winzer steht vor einem riesigen Gemälde von Neo Rauch im “La Soupe Populaire”. Das Bild zeigt eine abstrakte landwirtschaftliche Szene – Markus Schneider stammt aus einem Agrarbetrieb. Foto: Sylvia Jost
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Gut, dann fangen wir einfach von vorn an: 1994, als der 18-jährige Markus von seinen Eltern einen Hektar Weinberg erhielt und 30.ooo D-Mark Startkapital.
Der junge Winzer, der bei Dr. Bürklin-Wolf gelernt hatte, machte aus dem elterlichen Betrieb für Obst- und Traubenproduktion das Weingut Markus Schneider. “Es war gar nicht so leicht, die ersten 7000 Flaschen an den Mann zu bringen”, erinnert er sich. Und erst reicht nicht, aus einem Hektar acht verschiedene Weine zu machen…
Heute hat er mit 90 Hektar eines der größten Familienweingüter in Deutschland, produziert 800.000 Flaschen. Und oft noch nicht genug.
Der “Kaitui Fume”, ein großer Sauvignon Blanc von 2014, den wir zum ersten Gang im Glas haben, gibt es gar nicht mehr zu kaufen (für knapp 20 Euro).
Nur noch seinen kleinen Bruder, den Kaitui 2015, ein herrlich erfrischender, klassisch stachelbeeriger Neuseeländer! “Den haben wir eben erst abgefüllt, erzählt der Meister, als ich fasziniert überlege, warum die frische Säure mit dem Salat so gut harmoniert.
Tim Raue, der das La Soupe Populaire verantwortet und kurz selbst vorbeischaute, um die Journalistenrunde (darunter auch Urgestein Stuart Pigott) zu begrüßen, weiß schon im ersten Gang zu beeindrucken – mit einem Salaaaat.
Eben.
Wir alle sind begeistert von dem marinierten Viertel Salatkopf.
Gern mehr davon – wenn nicht der zweite Gang schon warten würde. Und…
..halt!
Bevor Markus Schneider den Riesling herausholt, muss er noch erklären, warum der Kaitui Kaitui heißt.
“In Neuseeland, wo dieser Sauvignon Blanc herkommt”, sagt Schneider”, ist Kaitui die maorische Übersetzung für … Schneider.”
Also: Schneiders Schneider.
Beim zweiten Gang heben wir ab – wenigstens ein bisschen. Zwar ist der Toast Hawaii eines der bodenständigsten Gerichte (in dieser Küche jedoch un-langweilig neu interpretiert). Doch die Rieslinge von Schneider sind Vielflieger.
Standen früher Schneiders Minis bei Air Berlin auf der Karte, schenken heute die Emirates seine Rieslinge in der Business Class aus.
“Die Fluggesellschaft hatte 24.000 Flaschen vom 2013er Schlossgarten Riesling geordet.” Unglaublich: Da der Kellermeister der Airline die Weine erst 2015 ausschenken wollte, mussten sie noch ein Jahr in Dubai (!) zwischengelagert werden.
Die 24.000 Flaschen, so war kalkuliert, sollten ein halbes Jahr reichen. “Nach vier Monaten waren sie alle”, so Schneider. “Das hat einen Rheingau-Winzer gefreut, der die zwei Monate eingesprungen ist.” Dann “musste” Emirates eben Robert Weil ausschenken…
Aus der berühmten Pfälzer Lage Saumagen holt Schneider per Handlese hochreife Trauben. Er erklärt sein Erfolgsrezept: “Der Riesling steht 10 Stunden auf der Maische, dann wird mit geringem Druck gepresst. Ohne Schönung gärt der Riesling dann im Stahltank und im Holzfass.”
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“Der Steinsatz ist unser Flaggschiff”, so Schneider,”aus den ältesten Cabernet Franc und Merlot-Pflanzungen des Weingutes.” Der passt hervorragend zum Hauptgang: Hax’n mit Sauerkraut, Senfmix und Dashi (Gelee aus Fischflocken).
Obwohl ich (wie wohl die meisten Frauen) keine fette Haxe mag, ist diese hier eine Offenbarung. Die Haut ist so dick und kross, dass man, also frau, sie regelrecht zerhacken muss. Sie knuspert bei jedem Bissen, das Fett lässt sich prima vom mageren Inneren lösen und dieses sich wiederum so leicht vom Knochen. Hach!
Wahrlich einzigartig ist dagegen das “Einzelstück”, ein Portugieser, der aus Reben gekeltert wird, die noch aus den 1930er Jahren stammen!
Soweit ist die Namensgebung auch noch nachvollziehbar. Doch wie kommt man dazu, eine Rotwein-Cuvee (Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc) “Tohuwabohu” zu nennen?
“Wir suchten einen Namen für unseren neuen Rotwein, den wir unserem Sohn Nicolas, der gerade 6 Monate alt war, widmen wollten. Wir saßen im Flugzeug, in dem auch eine eine ausgelassene Gruppe Kegelfreunde war. Da kam die Flugbegleiterin und entschuldigte sich, dass heute ‘so viel Tohuwabohu’ herrsche… Da wussten wir: Das ist der Name. Denn unser Nicolas würde ja auch unser Leben auf den Kopf stellen.”
Nicht ahnen konnten sie damals, dass Junior ein ganz Artiger werden würde. “Er sagt ‘Verzeihung’ und ‘Entschuldigen Sie bitte’”, erzählt Markus Schneider lachend.
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Auch bei seinem Weingut setzt Markus Schneider auf die junge Generation. “Wir haben einen Altersdurchschnitt von 28 – mich und meine Eltern mitgerechnet”, sagt er.
Einer seiner Kellermeister kommt übrigens aus Bali. Die Geschichte ist so kurios, dass ich sie hier noch kurz erzählen möchte.
“Er war Tauchlehrer auf Bali und verliebte sich in ein Mädel aus der Pfalz.” Der junge Balinese ahnte jedoch nicht, dass er mit seinem Beruf hier wenig anfangen konnte. “Er wollte wissen, was das ist, was da wächst. Er erfuhr, dass es Weinreben sind – und da wollte er Winzer werden!” Er wurde Jahrgangsbester – und ist jetzt Kellermeister bei Schneider. “Und glücklich mit seinem Pfälzer Mädel”, so Schneider.
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Weingut Markus Schneider, Am Hohen Weg 1, 67158 Ellerstadt, Tel. 06237 – 7288, info@black-print.net
Öffnungszeiten: Mo-Fr. 9-17-30 Uhr, Sa. 10-16 Uhr
La Soupe Populaire, Prenzlauer Allee 242, 10405 Berlin, Tel. 030-44 319 680
Öffnungszeiten: Do-Sa. 12-14.30 Uhr und 17.30-22:30 Uhr
Mein geschätzter Kollege Kai Röger vom “Tagesspiegel” im Gespräch mit Markus Schneider, im Hintergrund Stuart Pigott. Foto: Sylvia Jost
Manche gehen teuer essen, manche glauben, dass sie Schatzi unbedingt ein besonderes Geschenk machen müssen, um ihre Liebe zu bewiesen. Und was geht dabei verloren? Das eigentliche, das intime – die Zweisamkeit.
Warum nicht einfach die Süße/den Süßen mit einer Kleinigkeit überraschen? Einem gemütlichen (oder aufreizenden) Cocktailabend?
Hier ein einfaches & vor allem schnelles Rezept:
2 cl Vodka
2 cl frischer Zitronensaft
8 cl Erdbeersaft (meine Empfehlung: von Rauch, mit 50 % Fruchtgehalt) oder: eine handvoll gefrorene Erdbeeren
1 Schuss Rum
Herz-Eiswürfel (selbstgemacht mit Herz-Folie aus dem Supermarkt)
optional: 1 Banane
So wird’s gemacht:
Banane und Erdbeersaft mixen. Die Zitrone auspressen. Dann Wodka, Rum und Zitronensaft zum Erdbeer-Bananensaft hinzugeben. Schaumig shaken. Zwei Eiswürfel dazu. Ins Glas gießen – genießen!
Happy Valentins Day!
Ab jetzt spielt Hertha ständig im Olympiastadion auf Champions League Niveau – zumindest, was die Versorgung der Stadion-Besucher angeht.
Im VIP-Bereich eröffnet am 20. Februar das “STUDIO tim raue”. Bis zu 200 Gäste, die sich die Spezialtickets gönnen, können dann bei der Gourmetküche des Zwei-Sterne-Kochs der Hertha zujubeln.
In der Mitteilung zur Neueröffnung heißt es:
Angelehnt ist der neue VIP-Bereich an das bereits bestehende Restaurant „STUDIO tim raue“ in Berlin-Mitte. Für den neuen VIP-Bereich im Olympiastadion hat sich Tim Raue ganz bewusst am STUDIO orientiert. Schließlich galt es, ein modernes und andersartiges Konzept zu schaffen, das sich deutlich von allen bisherigen VIP-Konzeptionen abhebt.”
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Cool soll es aussehen: Zwischen Graffiti, Wellblech-Elementen und Vintage-Stühlen von Vita steht eine große Tafel aus unbehandeltem Holz. Die Küche ist offen, darin kocht Tilo Barenthin, ehemaliger Geschäftsführer des ersten STUDIO tim raue.
Alle Speisen werden von Tim Raue konzipiert, wie in jedem seiner mittlerweile schon 5 Restaurants. Wie im STUDIO an der Bernauer Straße, das zur Kantine des Internet-Giganten Twitter geworden ist, wechselt die Ausrichtung der Küche. Bei jedem Heimspiel steht ein anderes Land Pate für die Gerichte: von Thailand, Österreich über den Orient bis hin zu China.
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Ingo Schiller, Finanzchef bei Hertha BSC: „Wir freuen uns, dass wir unser Hospitality-Angebot bei Hertha BSC mit dem „STUDIO tim raue“ weiter ausbauen konnten. Der neue Bereich wurde konzeptionell an die Bedürfnisse einer in Berlin starken Zielgruppe der Start-up-Unternehmen entwickelt. Hierbei sind wir ganz neue Wege gegangen und haben mit dem „STUDIO tim raue“ ein überzeugendes Ergebnis erzielt.“
Volltreffer für Tim Raue!
„Ich bin schon als Steppke mit meinem Großvater zu Hertha BSC gegangen”, erinnert sich der Spitzenkoch. “Die einzigartige Atmosphäre des Olympiastadions nimmt mich jedes Mal für sich ein – das weite Rund und die tobende Ostkurve ergeben ein Auf und Ab der Emotionen.“
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Am 20. Februar werden Tim Raue und seine Küchencrew erstmals in der Olympiastadion-Küche auflaufen, wenn die Hertha gegen Wolfsburg spielt. Ich werde dabei sein und berichten.
Diese Szene bleibt im Gedächtnis haften. Im Gegensatz zu den Ameisen auf dem Teller. Denn die leben noch, als sie serviert werden.
Hier wird Essen inszeniert: Das “noma” in Kopenhagen wurde 2010, 2011, 2012 und 2014 zum “Besten Restaurant der Welt” gekürt. Regisseur Pierre Deschamps drehte über diese einmalige Erfolgsgeschichte von Sternekoch René Redzepi (38) einen wirklich grooooßartigen Film: “Noma – My perfect Storm”. Der wurde als eines der Highlights des “Kulinarischen Kinos” im Martin-Gropius-Bau gezeigt.
Frei nach dem Motto “Erst das Vergnügen, dann das Vergnügen” ging’s danach filmreif kulinarisch weiter: 3-Sterne-Koch Sven Elverfeld aus dem “Aqua” in Wolfsburg (aktuell auf Platz 33 der Liste “The World’s Best 50 Restaurants”) servierte ein 3-Gänge-Menü für 220 (!) Personen.
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Der Film beginnt mit eindrucksvollen Bildern – von Lebensmitteln, die uns ganz selbstverständlich sind. In der Kameraführung von Pierre Deschamps aber werden Apfel und Zwiebel inszeniert wie Rockstars.
“noma”-Gründer René Redzepi schwingt sich auf sein Fahrrad, fährt in sein Restaurant. “Wir begründeten die Nordic Cuisine”, sagt er im Interview. “Die gab es nicht vor 2003.”
Da eröffneten er und sein Geschäftspartner das Restaurant in Kopenhagen, mit einem strikten Konzept: lokal & saisonal! Es kommen nur Zutaten aus Skandinavien auf den Teller, die es auch zu dieser Jahreszeit gibt. Jakobsmuscheln aus Norwegen, Ochsenfleisch aus Grönland, Trüffel aus Schweden, Beeren, Blüten, Kräuter und Moose aus der Region.
Der Film stellt in tollen Naturaufnahmen einige seiner Lieferanten vor: den Pilzkundler, der so viele Pilze sammelte, dass er sie nicht mehr im heimischen Tiefkühlschrank unterbrachte und so ans “noma” verkaufte. Der Fischer, der extra für Redzepi Seeigel vom Meeresgrund holt.
Doch manchmal sammeln auch die Köche selbst die Zutaten ein: An einer vielbefahrenen Straße pflücken sie wilde Rosenblätter, die sie grillen wollen. Denn das “noma” macht alles alles etwas anders.
“Zu Anfang wurden wir verlacht, als “Seal Fucker” (Seehund-F*er) verspottet, erzählt René. Die Lacher verstummten spätestens, als das Restaurant 2008 den zweiten Michelin-Stern bekam. “‘Gut, Junge, jetzt kannst du deine Familie ernähren’, sagte mein Vater damals, als ich ihm davon berichtete”, erinnert sich René.
Als 2010 vom britischen “Restaurant Magazin” die Ehrung zum “besten Restaurant der Welt” kam, crashte die Webseite über Nacht. “Wir hatten vorher keine Reservierungsseite, nur 15 Gäste im Durchschnitt. Plötzlich waren wir Nr. 1 – vom Zero zum Hero!”
Er habe ein mozartsches Genie, sagen Wegbegleiter über den Koch, der ursprünglich aus Mazedonien kommt, aus einer Bauernfamilie. Ein herrlich Verrückter, ein kompromisslos Kreativer, ein perfektionistischer Grenzgänger, ein cooler Typ (der im Film oft Bullshit und f*ing sagt), ein naiv Neugieriger. Einer, der alles ausprobieren muss. Bis es schmeckt.
Oder das Essen einfach davon rennt.
Der Film zeigt, wie einer der Köche in den Wald geht. Die Kamera im Schlepptau. Dann wühlt er auf dem Boden. In einem Ameisenhaufen. Und sammelt die Tierchen ein. Die Kamera blickt in eine Plastikdose, in der es nur so wuselt.
What the fuck (um es mit Renés Worten zu sagen), ist das? – fragt sich der Zuschauer.
Die Antwort kommt mit der nächsten Kameraeinstellung aus der Küche. Wo eine Hand die kleinen Tierchen auf einen Teller setzt. Eine der Ameisen rennt davon. Die Hand schubst sie zurück auf den Teller. Hier wird nicht weggerannt – hier wird posiert. Und polarisiert!
“Living ants” – lebende Ameisen – auf einer weißen Creme, an einem Strauß Wildblumen. Ein kulinarischer Höchstgenuss wird das (zumindest für europäische Gemüter und Mägen) kaum sein.
Dann doch eher der witzig aussehenden Drink aus einem Kohlrabi, der per Stromhalm aus dem Gemüse geschlürft wird. “Scandinavian Margarita” nennt René das.
Ist dieses Spiel mit den Grenzerfahrungen zwischen Kulinarik und Kunst der Grund, warum das “noma” als “bestes Restaurant der Welt” keinen dritten Stern vom Guide Michelin bekommen hat? “Es ist schwieriger den dritten Stern zu bekommen als drei Kinder”, sagt Redzepi, dreifacher Vater.
65 Köche beschäftigt er im “noma”, zuweilen sogar 85, von denen einige ständig am Experimentieren sind. Denn das Restaurant hat nur Platz für 45 Gäste. Aus der ganzen Welt fliegen sie ein – nur, um in Skandinavien zu essen. Bis zu DEM Tag…
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2012 begann Deschamps mit seinen Dreharbeiten im “noma”, begleitete Redzepi tage-, wochenlang. Über drei Jahre.
Seine Kamera ist dabei, wenn René mit seiner kleinen Tochter in der heimischen Küche Spiegeleier brät.
Seine GoPro sitzt auf der Schulter des Kochs, als dieser seine Leute in der Küche zusammenfaltet wegen eines kleinen Fehlers.
Der Filmemacher darf noch immer dabei sein, als der GAU passiert: 63 Menschen erkranken am Norovirus, nachdem sie im “noma” gegessen haben. “Es waren die Muscheln”, schwirrt es am nächsten Tag wie ein böser Geist durchs Restaurant. Durchs leere Restaurant. Es waren die Muscheln, die das “Noma” fast ins Aus gestürzt hätten.
Deschamps ist auch dabei, als das “weltbeste Restaurant” 2013 den Titel verlor. Doch Redzepi erfand sich neu – und schaffte es 2014 wieder.
Die kleine Körper-Kamera ist mittendrin bei der Verleihung, als das “noma” aufersteht und das Team aufspringt: Nur noch verwackelte Bilder, nur noch Jubel, der dröhnt in den Ohren der Kinobesucher. Redzepi hält danach eine flammende Rede dankt “euch, meinen Seal Fuckers”. Und zeigt allen den Mittelfinger!
“Wir sind ein Hochgeschwindkeitszug ohne Stops”, sagt René danach im Interview.
Und: “Gibt es das beste Restaurant der Welt?”, fragt er, nach vielen Auf und Abs irgendwie geerdet. Er beantwortet die Frage auch gleich selbst: “Natürlich nicht! Das wäre, wie wenn man die beste Farbe der Welt festlegen würde. Ok, Gelb für ein Jahr.”
Der ganze Kinosaal lacht.
Dann gesteht Redzepi: “Natürlich gibt es das nicht. Aber: Der Titel hat bei uns über Nacht alles verändert.”
Offizielle Deutschland-Premiere des Films ist am 7. Juli.
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Inspiriert vom Film, den er zwei Wochen zuvor sah, stellte Sven Elverfeld im “Mirror Restaurant-Zelt” (gegenüber dem Gropius-Bau) ein 3-Gang-Menü zusammen.
“Ich kenne René sehr gut”, sagte Elverfeld bei der Begrüßung vor dem Film. “Ich schätze ihn nicht nur als Koch, sondern auch als tollen Menschen”. Das machte noch neugieriger auf das, was da kommen (und hoffentlich nicht mehr wegrennen) mag.
Gegen 21.30 Uhr betreten die Gäste die Gourmet-Manege.Vorhang auf für den humorvollen Gruß des Küchenchefs! An den Plätzen wartet das Amuse Bouche auf uns: pochierte Sylter Auster & Büsumer Krabben, mit Pumpernickel, Apfel, Algen.
Als die Auster auf der Zunge (nicht so fett meeresaromatisch wie roh) auf der Zunge zergeht, denkt keiner mehr an “nomas” Norovirus. Alle Gedanken auf Geschmack, befiehlt das Hirn!
Mit dem ersten Gang, Kartoffel-Pot au Feu (Eintopf), gewinnt Elverfeld schon die Herzen der Gäste. Und die Nasen. Und die Gaumen.
Die Erlebnisstufen:
Nr. 1: Wow, da liegt ja ein ganzer Trüffel drin! (Herz gewonnen)
Nr. 2: Und wie das duftet! Meine Tischnachbarn und ich möchten am liebsten nur schnuppern. Minutenlang. (Nase gewonnen)
Nr. 3: Welch’ Freude auf der Zunge! Der Trüffel zieht sich in ganz dünnen Fädchen durch das schaumige Süppchen, pusht dieses am Gaumen auf Höchstleistung. Mit dem nächsten Löffel stoße ich auf das Eigelb, was sich unter dem feinstgeriebenen Trüffel verbarg. Und den Blattspinat. Auf dem Boden kleinste Kartoffelwürfel. Cremig-crunchy-grasig-trüffelig. Hach, ist das Leben schön! (Gaumen gewonnen)
Nach dem Dinner erklärt mir Sven Elverfeld das Geheimnis: “Ich habe den Trüffel mit einer Spezialreibe so fein gerieben und dann wieder als Kugel zusammengesetzt.” So entstand der optische Eindruck eines ganzen Trüffels – der im ganzen aber viel zu intensiv wäre und nur durch die feinen Fäden sein Aroma voll ausspielen konnte.
Der zweite Gang spielt ebenfalls Verstecken:
Unter einem marinierten Blatt Kopfsalat verbirgt sich ein hauchzarter Bachsaibling an seinem Kaviar. Gekrönt von Champignon-Chips und Haselnuss-Crunch. Dazu servierte das Mirror eines meiner Lieblingsweingüter: Schiefer Riesling von Van Volxem. Winzer Roman Niewodniczanski saß selbst im Kino-Publikum und dann auch im Restaurant.
Zwischen Hauptgang und Dessert erzählt mir meine Tischnachbarin, wie glücklich sie war, dass ihr Mann die Tickets für diesen Abend errungen hat. “Ich hab sofort, als der Verkauf im Internet freigeschaltet war, im Akkord geklickt, bis ich sie hatte.” Voriges Jahr, sagt seine Frau, habe sie geweint, weil sie keine Tickets mehr fürs “Kulinarische Kino” der Berlinale – das Jahres-Highlight – bekommen hatten.
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Umso mehr, erzählt meine Nachbarin, freue sie sich aufs Dessert: Rote Beete mit Fichtensprossen, Araguani Schokolade und Herbsttrompeten.
3-Sterne-Koch Sven Elverfeld verarbeitet die rote Beete dreierlei: in Geleestreifen, als saftige süße Kugel und als luftiges Schaumbällchen. Dazu die dunkelintensive Schokolade, die am besten zu den Pilzen passt. Ja, die langen gummiartigen Streifen sind die Herbsttrompeten, ein hervorragender Speisepilz, verwandt mit Pfifferlingen.
Gerade, als ich das Fichtensprossen-Eis als Highlight für mich entdecke, stiehlt ihm ein Ehrengast die Show: René Redzepi wird via Live-Übertragung zugeschaltet. Aus Australien. Dort macht er gerade sein zweites “noma”-Pop-up-Projekt (nachdem er 2014 sechs Wochen lang mit seiner Crew im “noma”-Stil in Tokio kochte).
Sven Elverfeld (li.), Madeleine Jakits und Pierre Deschamps beim Talk mit René Redzepi. Foto: Sylvia Jost
Riesenapplaus für den Starkoch! In einer 10-minüten Liveschalte beantwortet er die Fragen von Madeleine Jakits, Chefredakteurin des “Feinschmecker”, die nach dem Dinner mit Sven Elverfeld und Regisseur Pierre Deschamps auf der Bühne talkt.
René erzählt, wie er während der dreijährigen Dreharbeiten vergaß, dass überhaupt eine Kamera dabei war. Wie viel Spaß es ihm mache, in Sydney für zehn Wochen genau so brutal lokal zu kochen wie mit seiner “Nordic Cuisine” und wie sehr er sich aber auch wieder auf Dänemark freue.
Nach Silvester 2016 ist aber erstmal Schluss.
Das “noma” schließt für ein Jahr, soll Ende 2017 an neuer Stelle als urbaner Bauernhof wiedereröffnet werden.
Erst nach Mitternacht ist der kulinarische Abend zu Ende. In der Küche gibt’s für den Chefkoch noch ein Weinchen mit seinen Kollegen. Denn auch die Sterneköche Sonja Frühsammer mit ihrem Mann Peter (“Frühsammers”) und Michael Kempf (“Facil”) saßen im Publikum.
Sie kochen in den nächsten Tagen der Berlinale beim “Kulinarischen Kino”.
Das 10. Kulinarische Kino steht unter dem Motto „Make Food Not War“ und geht noch bis 19. Februar 2016.
Sven Elverfeld kocht im “Aqua”. Hier geht’s zum Test-Bericht über sein 3-Sterne-Restaurant in einem “Vorort” von Berlin